„Du bist aber anders.“

Wie oft haben wir das gehört? Vielleicht als schüchterne Feststellung. Vielleicht als versteckter Vorwurf. Vielleicht als unausgesprochene Frage: „Warum bist du nicht so wie wir?“ Und zack! Da ist es passiert: Man gehört nicht mehr ganz dazu. Man wird zum schwarzen Schaf der Herde. Und während die anderen brav weiter auf der Wiese grasen, steht man da, ein wenig ratlos, aber vielleicht auch mit einem kleinen Schmunzeln. Denn, ganz ehrlich: Schwarz steht uns doch allen gut!

Anderssein – ein Balanceakt zwischen Zugehörigkeit und Eigenart

Anderssein ist tricky. Wann genau ist man eigentlich „anders“? Gibt es einen geheimen Maßstab für „normal“? Oder ein Regelwerk, das festlegt, was „Mainstream“ ist? Es scheint so zu sein, dass die anderen oft bestimmen, wann jemand anders ist. Du sagst etwas, das nicht ins allgemeine Narrativ passt – zack, anders! Du ziehst etwas an, das nicht dem „Dresscode“ entspricht – anders! Du wagst es, in einem Meeting mal nicht „Ja und Amen“ zu sagen – anders!

Die anderen machen uns anders

Das wirklich Spannende ist: Oft merken wir gar nicht, dass wir anders sind, bis uns jemand darauf hinweist. „Du bist so anders.“ Was genau damit gemeint ist, bleibt nebulös. Vielleicht ist es dein Humor, vielleicht deine Sichtweise, vielleicht die Tatsache, dass du im Meeting nicht nur nickst, sondern Fragen stellst.

Plötzlich gehört man nicht mehr zu „denen“. Aber Moment mal! Wer sind „die“ eigentlich? Eine homogene Masse, die alle dasselbe denken, fühlen, tun? Nein, eher eine fragile Konstruktion aus Gemeinsamkeiten, die sich manchmal mehr an Gewohnheiten als an echten Werten orientieren.

Willkommen in der Herde der schwarzen Schafe

Das Schöne am Anderssein: Man ist selten allein. Denn sobald man in eine neue Gruppe „der anderen“ kommt, ist man dort vielleicht wieder anders. Die schwarze Schaf-Herde ist vielfältig: die Kreativen, die Visionäre, die Querdenker (im besten Sinne des Wortes), die unbequemen Fragensteller, die Nicht-mit-dem-Strom-Schwimmer.

Und ja, es gibt sie überall: Im Beruf, in der Familie, beim Sport, in der Nachbarschaft. Die, die aus der Reihe tanzen, statt sich in der Reihe zu verlaufen. Die, die den Horizont erweitern, statt den Tunnelblick zu perfektionieren.

Die Angst der anderen vor dem Anderssein

Warum ist es eigentlich so schwer, mit Anderssein umzugehen? Vielleicht, weil es Zugehörigkeit infrage stellt. Wenn jemand anders ist, bedeutet das: Es gibt mehr als einen Weg, zu denken, zu handeln, zu leben. Das kann verunsichern.

Es drängt die unausgesprochene Frage auf: „Bin ich vielleicht auch anders? Sollte ich vielleicht auch…?“ Und bevor man zu weit denkt, kommt der schnelle Reflex: „Bleib doch so wie wir! Ändere dich nicht!“ Denn Anderssein kann unbequem sein. Es erinnert daran, dass Stillstand kein Ziel ist.

Vielfalt beginnt mit der Akzeptanz von Anderssein

Wir reden so gerne von Vielfalt, von Offenheit, von Inklusion. Aber sind wir bereit, echte Vielfalt zuzulassen? Die Art von Vielfalt, die auch mal rüttelt, hinterfragt, provoziert? Vielfalt fängt nicht erst bei großen Parolen an, sondern bei der Akzeptanz des Alltags-Andersseins:

  • Die Kollegin, die andere Lösungen vorschlägt.

  • Der Nachbar, der seine Hecke nicht millimetergenau schneidet.

  • Der Freund, der plötzlich einen neuen Lebensweg einschlägt.

Statt zu sagen: „Warum bist du so anders?“, könnten wir fragen: „Was kann ich von dir lernen?“ Denn Anderssein bereichert. Es erweitert den Horizont. Es bringt Farbe in das Grau der Einheitlichkeit.

Einladung zum Andersdenken

Was, wenn wir das Anderssein nicht als Bedrohung, sondern als Geschenk sehen? Was, wenn wir die schwarzen Schafe nicht aus der Herde treiben, sondern ihnen einen Ehrenplatz einräumen? Denn seien wir mal ehrlich: Wer möchte wirklich nur weiß sein, wenn es so viele Nuancen zu entdecken gibt?

Also lasst uns das Anderssein feiern! Lasst uns die Frage „Warum bist du anders?“ ersetzen durch: „Wie machst du das? Zeig’s mir!“ Vielleicht entdecken wir dabei, dass wir selbst mehr anders sind, als wir dachten – und dass genau das unsere größte Stärke ist.

Schwarze Schafe sind die perfekten Horizonauten: immer bereit, neue Wege zu gehen, alte Muster zu hinterfragen und das Spielfeld der Möglichkeiten zu erweitern. Denn der Horizont wächst nicht in der Komfortzone – sondern dort, wo das Anderssein beginnt.

 

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