Mach weiter! Halte durch! Da geht noch mehr!

Oder?

Das Zauberwort ist Resilienz, zumindest meinen das viele.

Und es gibt ja auch jede Menge Input, um die eigene Resilienz zu stärken. Das Internet ist voll davon, die Bücherregale zum Thema bieten zahlreiche Tipps und Online-Kurse gibt es bald so viele wie entsprechende Resilienzexperten.

Doch manch einer fragt sich auch, was denn diese Resilienz im Alltag genau ist? Was genau zählt zur Resilienz?

Laut dem Center of Curriculum Redesign gehört u. a. dazu:

Beharrlichkeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit, Einfallsreichtum, Mumm, Selbstdisziplin, Anstrengung, Sorgfalt, Engagement, Selbstbeherrschung, Selbstwertgefühl, Vertrauen, Stabilität, Anpassungsfähigkeit, Umgang mit Mehrdeutigkeit, Flexibilität. 

Resilienz hat für mich so viele Facetten!

1 Sie ist eine Einladung, sich immer mehr aufzulasten und dann daran zu arbeiten, noch mehr zu tragen und auszuhalten. Die innere Kraft könnte also auch überstrapaziert werden.

2 Der Trend, vieles ins Leichte und Positive zu reframen, könnte den eigenen Resilienzmuskel schwächen. Schön geredet mag nicht alles erfasst sein und könnte ein-polar sein, es fehlt etwas und riskiert damit einen Balance.

3 Resilienz wurde mir von Seiten meiner beiden Eltern in die Wiege gelegt und in 15 Jahren professioneller Altenpflege durfte ich manchen „Lebenshelden“ hautnah erleben und meine Krisenfestigkeit täglich stärken. 

Und auch jetzt ist mein Alltag gelebte Resilienz.

In Kürze nehme ich seit mehr als 15 Monaten Heimatlosigkeit wieder einen eigenen Raum ein – bewusst habe ich dem Übergang Raum gegeben, um wohlüberlegt und stimmig die nächsten Schritte zu gehen. Ich habe quasi im Loslassen eine Slackline aufgespannt, auf der ich mich bewegte. Es ist und war eine sehr intensive Phase des Lernens und Prägens, voller Kundenprojekte, die meine Passion und Aufmerksamkeit forderten. Eine starke Zeit des inneren Wachstums, eine Zeit der Freundschaft, der Liebe und anderer tiefer Erfahrungen. Eine Zeit des intensiven Loslassen, meine ursprünglichen Pläne lösten sich auf, schmerzhaft brauchte es Reflexion, innere Arbeit. Einer meiner allerbesten und engsten Freunde ist im Sommer gestorben und ich habe mich im August entschieden, meine Katze einschläfern zu lassen. Viel ist geschehen. Und nicht alles ist hier erwähnt, viele kleine und große Abenteuer gehören noch dazu, die eher auch privat sind. Gerne mehr im persönlichen Gespräch.

Oft war und bin ich wochenlang auf meinen sogenannten Tourneen, meine Kundenprojekte lege ich geschickt auf Routen, in denen ich mit meinem Wohnmobil alleine unterwegs bin. Gut, oft genug treffe ich Freunde oder Kollegen oder verbringe ein paar Tage zu zweit. Manche Kunden sind fast schon Freunde, so dass diese Lebenszeit einfach gut tut und Sinn macht. Ich sammele dabei natürlich unglaublich viele wertvolle Eindrücke.

Doch gilt es u.a. bestätig zu checken:

  • Wie lege ich die beste Route, um Termine zu verbinden?
  • Wo bleibe ich über Nacht, dass ich möglichst naturnah, aber auch sicher stehe?
  • Wo kann ich an den Tagen dazwischen gut sein, um meine Büro- und Schreibarbeit zu gewährleisten?
  • Wo finde ich gute Plätze, um mich auszuruhen und Kraft zu tanken?
  • Wo kann ich etwas erleben, was mir neue Momente schenkt?

Da gibt es viele helle, lichte Tage, voller Begegnungen und einzigartiger Momente.

Und es gibt die langen Tage und Nächte, die schwerer fallen. Dunkelheit und die nunmehr kühleren Nächte. Plätze alleine, auf der Strecke, Abende für mich – in der Fremde. Zeit für mich. 

Meine Resilienz wächst in all diesen besonderen Stunden stetig: Ich mache einfach weiter. Auch wenn es nicht immer leicht ist – zumal ich viele Vorträge und Trainings halte und gebe.

Wie bei einem Marathon – da wird es ab dem 30. Kilometer auch schwerer. Auch hier gilt es, weiter zu machen. Dran zu bleiben. Aber dabei die eigene Kraft und innere Chuzpe im Blick zu behalten. Pausen zum Innehalten und „Kurs bestimmen“ gehören ebenso dazu. Sonst kommt eine unstete Atemlosigkeit dazu.

Das ist mein wichtigstes Rezept für mehr Residenz: Weiter machen.

Darunter liegt ein Gleichklang aus Demut und Dankbarkeit, der aus meiner Erfahrung in der Summe immer die Dankbarkeit ist.

Ich sorge für viele, kleine und große Ressourcen-Momente im Alltag, telefoniere, singe, gehe in die Natur, sitze mit einem Tee an den großen Strömen wie Elbe oder Rhein. Lese und schreibe. Bade so viel wie möglich in Flüssen und Seen. Die Argen, der Rhein, der Apostelsee. Das letzte Mal am 4. November im Schaalsee. 

Deutschland und die Dach-Region ist wunderschön, denke ich bei mir, wenn ich alleine an der Elbe bei Meißen stehe, nachts zur Moritzburg pilgere, auf dem Parkplatz des Messegeländes in München übernachte, nachts vom Uetliberg bei Zürich in den Sternenhimmel schaue, vom Weinberg auf die Vogesen sehe, neue Buchhandlungen entdecke und mir abends eine warme Suppe koche. Oder mit den Kunden beim Wein sitze, über den Sommer spreche, bei einer Freundin im Seminar bin, Pläne schmiede und Frieden säe.

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