Als Person sind wir vielfältig und wirken immer in der Interaktion mit anderen.
Für mich gilt diese Aussage der internationalen Trainerin Helen Terry, die sagt „Everything matters“. Alles zählt. Jedes Wort, jede Geste, jedes – wohl notwendige Wort, was nicht ausgesprochen wird, zählt ebenso. Jedes Verhalten macht etwas – hat eine Wirkung. In der Konsequenz betrachtet könnte das ein Overload an Informationen und Möglichkeiten sein, in der notwendigen Folge aber die Einladung, sich seiner selbst und der eigenen Wirkung bewusst zu sein. Diese Bewusstheit und Achtsamkeit halte ich gerade für Menschen mit hoher Verantwortung wie z. B. Führungskräfte und auch Politiker und Politikerinnen, aber auch Künstler und Künstlerinnen als unverzichtbare Voraussetzung für ihre Aufgaben.
Wenn wir einen Stein ins Wasser werfen, bewirkt er – mal mehr – mal weniger kreisförmige Wellen auf der Wasseroberfläche. Die Wellen sind aber auch unter der Oberfläche und zeigen dort ihre Wirkung. Nur sehen wir sie nicht – aber wir können sie ahnen. Mit diesem Bild kann es gelingen, die Reflexion über die eigene Wirkung zu verstärken.
Vor ein paar Jahren lernte ich bei Susan Batson, dem berühmten Schauspielcoach, etwas kennen, was mich seither als Horizonautin sehr prägt. Sie spricht bei Persönlichkeit von einem Dreiklang – bestehend aus Public Persona (unserer öffentlichen Person), dem Need (dem tiefen Ur-Bedürfnis) und dem Tragic Flaw (tragischer Mangel – so könnte man ihn übersetzen).
Wenn das eigene Need zu sehr durchschlägt und sich immer wieder Raum sucht, kann es sich über die Public Persona legen und den Tragic Flaw bewirken. Der Mensch kann zur tragischen Figur werden.
Sie sagt in ihrem Buch „Truth“: „Für die meisten Menschen ist es einfacher zu lügen, was ihren Need betrifft, als zuzugeben, dass es überhaupt existiert. Wie können der destruktiven Kollision mit unserem Tragic Flaw entgehen, wenn wir uns die Existenz unseres Needs eingestehen? Aber es ist nicht einfach. Es ist ein täglicher Kampf, das Need ans Licht kommen zu lassen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Jeder, der frei und ehrlich leben möchte, sollte sich der Herausforderung stellen, das Need, die Public Persona und den Tragic Flaw in sich zu entdecken und zu untersuchen.“
Bildung und bewusste Persönlichkeitsentwicklung muss darauf ansetzen, den Menschen als Ganzes zu sehen und ihm helfen, diese Selbstreflexion möglich zu machen. Da Menschen auch durch Imitation lernen, braucht es neben gut durchdachten Lernformaten auch das Vorbild.