Komfortzone.

Kaum ein Begriff wird so oft benutzt, um Menschen aus ihrer Bequemlichkeit zu treiben. „Raus aus der Komfortzone!“, heißt es, als wäre das die universelle Lösung für Wachstum, Erfolg und ein erfülltes Leben. Aber was genau bringt uns diese Komfortzone eigentlich? Und wofür ist sie wirklich gut?

Es ist total einfach, bequem zu sein. Netflix, ein sicherer Job, feste Routinen – das alles fühlt sich angenehm an. Es ist wie ein gemütliches Sofa, von dem man sich nur schwer erheben mag. Doch Komfortzonen haben auch ihre Schattenseiten. Sie können uns festhalten, uns träge machen, uns daran hindern, weiterzuwachsen. Aber ist die Lösung wirklich, immer wieder aus der Komfortzone herausgescheucht zu werden? Oder brauchen wir etwas anderes?

Die Selbstlügen der Komfortzone

Viele Menschen leben in ihrer Komfortzone – nicht nur mit ihren Gewohnheiten, sondern auch mit ihren Vermeidungsstrategien. Sie reden davon, Dinge zu ändern, wirklich etwas anzugehen, aber am Ende bleiben sie sitzen. Ein „Ja, das mache ich“ wird oft zu einem unausgesprochenen „Nein, doch nicht“. Und diese Selbstlügen halten uns fest, fesseln uns an das, was bequem ist, auch wenn es uns längst nicht mehr gut tut.

Doch für mich geht es nicht darum, Menschen aus ihrer Komfortzone zu scheuchen. Jeder von uns hat seine Komfortzonen – ich eingeschlossen. Sie können Schutzräume sein, Orte, an denen wir uns erholen, an denen wir Stabilität finden. Es geht nicht darum, sie pauschal zu verteufeln. Aber wenn es um echtes Miteinander geht, wenn es darum geht, wirklich etwas zu bewegen, dann ist die Komfortzone nicht mehr genug.

Jenseits der Komfortzone: Durchlässigkeit und Bereitschaft

Wenn ich mit einer Führungskraft, einem Coach oder einem Team arbeite, dann geht es nicht darum, die Komfortzone zu definieren oder sie zu durchbrechen. Es geht um etwas viel Wichtigeres: Durchlässigkeit, Bereitschaft und die Kraft, da zu sein.

Durchlässigkeit bedeutet, wirklich offen zu sein – für den anderen, für neue Ideen, für Herausforderungen. Es bedeutet, den eigenen Schutzraum verlassen zu können, wenn es nötig ist, ohne dabei gleich die Mauern einzureißen. Es ist die Fähigkeit, flexibel zu bleiben, auch wenn es unbequem wird.

Bereitschaft ist die innere Haltung, sich auf den Prozess einzulassen. Nicht halbherzig, nicht aus Pflichtgefühl, sondern mit echter Offenheit und Engagement. Und diese Bereitschaft kann nur entstehen, wenn wir uns ehrlich fragen: Was will ich wirklich? Bin ich bereit, dafür meine Gewohnheiten zu hinterfragen?

Die Kraft, da zu sein, ist der Schlüssel. Es geht darum, präsent zu sein – nicht abgelenkt, nicht in Gedanken bei der nächsten Vermeidungsstrategie, sondern im Hier und Jetzt. Denn nur, wenn wir wirklich da sind, können wir uns auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam wachsen.

Komfortzone vs. Echtes Wollen

Im Miteinander geht es nicht darum, ob wir in oder außerhalb der Komfortzone leben. Es geht darum, ob wir wirklich etwas wollen. Ob wir bereit sind, uns einzulassen, uns zu öffnen, durchlässig zu sein. Denn echte Veränderung entsteht nicht durch das Verlassen der Komfortzone, sondern durch die Bereitschaft, ehrlich mit uns selbst und anderen zu sein.

Das ist keine Frage von „bequem“ oder „unbequem“. Es ist eine Frage von Haltung, von Mut und von der Bereitschaft, sich selbst und den anderen wirklich zu begegnen.

Fazit: Die Komfortzone – ein Raum, kein Gefängnis

Die Komfortzone ist weder unser Feind noch unser Ziel. Sie ist ein Raum, der uns Stabilität geben kann, aber der uns nicht gefangen halten sollte. Wenn wir mit Menschen wirklich etwas bewegen wollen – ob im Team, in der Führung oder im Coaching – geht es nicht um die Komfortzone. Es geht um Offenheit, Durchlässigkeit und die Kraft, präsent zu sein.

Das Leben beginnt nicht unbedingt am Ende der Komfortzone. Es beginnt dort, wo wir bereit sind, wirklich da zu sein. Für uns selbst. Für andere. Und für das, was wirklich zählt.

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