Es gibt diese Tage, manchmal ganze Wochen,
die sich anfühlen wie ein endloser Marathon. Reisen, Coachings, Trainings – eine Aufgabe nach der anderen. Da sind die suboptimalen Bedingungen, die durch Unachtsamkeit entstehen, die Umwege, die Zugverspätungen, die kleinen und großen technischen Hürden. Die internationale Zusammenarbeit bringt spannende Herausforderungen, aber auch Momente, in denen wir fast das Ziel aus den Augen verlieren. Und doch ist es in genau solchen Momenten, dass Hilde Domins Worte wie ein Trost auf uns wirken können: „Nicht müde werden … sondern dem Wunder leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten.“
Diese Worte sind eine Einladung, das Wunder des Alltags nicht aus dem Blick zu verlieren. Gerade wenn alles an uns zieht, wenn sich ein Termin an den nächsten reiht, wenn wir zwischen Orten, Menschen und Erwartungen wechseln, gibt uns das Zitat einen neuen Halt. Es erinnert uns daran, dass Wunder nicht immer laut und groß daherkommen. Manchmal sind sie klein und still – so leise, dass wir ihnen nur dann begegnen, wenn wir einen Moment innehalten, die Hand hinhalten, ihnen Raum geben.
Trost in den kleinen Wundern
Für mich ist die Kunst des Alltags, in jedem noch so vollen Tag das Wunder zu sehen. Es kann ein Lächeln sein, das mir auf einer langen Reise begegnet, oder ein Moment der Ruhe im Chaos eines Bahnhofs. Es kann die Erkenntnis sein, dass auch eine Umleitung uns neue Wege zeigt. Das Wunder liegt oft genau dort, wo wir es am wenigsten erwarten – in einem scheinbar nebensächlichen Augenblick, der uns daran erinnert, dass wir nicht alles kontrollieren müssen, sondern dass es genug ist, präsent zu sein.
Dem Wunder Raum geben – auch inmitten der Herausforderungen
In all den Anforderungen, die auf uns einstürmen, steckt die Möglichkeit, zu wachsen und zu staunen. Das bedeutet nicht, dass wir die Schwierigkeiten schönreden oder die Müdigkeit ignorieren. Es bedeutet vielmehr, dass wir uns daran erinnern, dass Wunder oft in der Begegnung mit Herausforderungen liegen. Jedes Problem, jeder Umweg kann ein kleines Wunder in sich bergen, eine Einsicht, eine Begegnung, eine neue Perspektive.
Nicht müde werden – sondern dem Leben selbst die Hand hinhalten
So wie Hilde Domin das Wunder beschreibt, braucht es unsere Bereitschaft, es zu sehen. „Nicht müde werden“ bedeutet nicht, dass wir die Erschöpfung verdrängen. Es heißt vielmehr, dass wir uns immer wieder dafür entscheiden, das Leben mit Neugier und Offenheit zu betrachten. Uns dem Wunder zu öffnen, das vielleicht in einer unerwarteten Begegnung, einem kleinen Moment der Freude oder dem einfachen Erkennen liegt, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind.
Das Zitat ist ein Wegweiser – es ruft uns dazu auf, nicht in der Müdigkeit zu versinken, sondern die Hand hinzuhalten. Denn das Wunder kommt oft genau dann zu uns, wenn wir es am wenigsten erwarten. Und es erinnert uns daran, dass jeder Tag, so voll er auch sein mag, diese Momente des Staunens bereithält.