Es gibt Phasen im Leben,
die uns herausfordern. Phasen, die uns den Atem nehmen, die uns zwingen, uns neu zu sortieren. Dazu gibt es aktuell im Außen viele Themen und Herausforderungen.
Bei mir war es das Zusammensein mit Mario Ecker – eine prägende Zeit, und sein Weggehen war ein Schicksalsschlag, der mich tief erschüttert hat. Dennoch bleiben wir im Austausch, denn Kommunikation und wahrhaftige Begegnung sind Kernwerte meiner Unternehmenskultur. Es wäre leicht, in diesen Momenten zu verharren, in der Trauer, im Schmerz, in der Frage nach dem Warum. Aber genau hier liegt die Wahl: Bleibe ich stehen? Oder nutze ich diese Phase, um zu wachsen?
Ich habe mich entschieden, genau das zu tun, was ich in meinen Vorträgen, meinen Seminaren, meinen Büchern lehre: Den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern bewusst hinschauen. Krisen sind keine Stoppschilder, sondern Tore, durch die wir gehen müssen. Jede Krise birgt eine Botschaft. Doch die Frage ist: Hören wir hin? Oder verschließen wir die Augen davor?
Krisen als Prüfsteine des Lebens
Viele Menschen sehen Krisen als Brüche in ihrer Geschichte. Doch ich glaube, dass sie viel mehr sind: Sie sind Prüfsteine. Sie zeigen uns, wo wir stehen. Sie zwingen uns, das zu hinterfragen, was wir für selbstverständlich gehalten haben. Sie bringen unsere tiefsten Überzeugungen ans Licht und stellen sie auf die Probe.
Ich arbeite seit vielen Jahren mit Führungskräften, mit Menschen, die große Verantwortung tragen – für sich, für Teams, für Unternehmen. Und immer wieder stelle ich fest: Die größten Lernprozesse entstehen nicht in Zeiten der Stabilität, sondern genau dann, wenn es schwierig wird.
Die Frage ist also nicht, ob Krisen kommen – das tun sie. Die Frage ist, wie wir mit ihnen umgehen.
Den eigenen Schatten erkennen
Ich habe in den letzten Jahren intensiv am Konzept der Schattenarbeit gearbeitet. Dabei geht es um eine zentrale Frage: Was strahle ich unbewusst aus? Welche Gedanken, welche Muster, welche Glaubenssätze beeinflussen mein Handeln – und das, was ich in meinem Umfeld auslöse?
Viele Menschen sehen sich selbst als Opfer von Umständen. Doch das Leben ist kein Zufallskonstrukt. Wir sind immer auch Verursacher. Unsere Entscheidungen, unser Verhalten, unser inneres Bild von uns selbst – all das hat Einfluss auf das, was uns im Leben begegnet.
Deshalb stelle ich mir in solchen Phasen bewusst Fragen wie:
- Was ist mein Anteil an dieser Situation?
- Welche Muster wiederholen sich in meinem Leben – und warum?
- Was kann ich aus dieser Krise über mich selbst lernen?
- Welche alten Überzeugungen sind jetzt überholt?
- Wie will ich weitermachen – und mit welcher Haltung?
Diese Reflexion ist nicht einfach. Sie kann schmerzhaft sein. Aber sie ist notwendig, wenn wir wirklich wachsen wollen.
Die Steine im Weg bewusst betrachten
Wenn uns das Leben Steine in den Weg legt, können wir zwei Dinge tun: Wir können uns darüber ärgern – oder wir können uns fragen, warum dieser Stein da ist. Ist er eine Blockade? Oder ist er vielleicht eine Chance, eine Einladung, etwas Neues zu bauen?
Für mich ist dieser Perspektivwechsel essenziell. Ich nutze die Zeit hier auf Fuerteventura, um genau das zu tun: Hinschauen, hinterfragen, verstehen. Ich schreibe, ich reflektiere, ich stelle meine Thesen auf den Prüfstand. Ich lasse nicht zu, dass schwierige Zeiten mich definieren – sondern ich nehme sie als Impuls, um mich weiterzuentwickeln.
Was du für dich mitnehmen kannst
Vielleicht stehst du gerade selbst an einem Punkt in deinem Leben, an dem du vor einer Krise stehst. Vielleicht ist es ein beruflicher Umbruch, eine persönliche Herausforderung, eine Situation, die du dir so nicht gewünscht hast. Dann stelle dir selbst diese Fragen:
- Bin ich bereit, wirklich hinzuschauen? Oder lenke ich mich lieber ab, um den Schmerz nicht zu spüren?
- Was sagt mir diese Situation über mich selbst? Gibt es Muster, die ich immer wieder erlebe?
- Wo liegt meine Selbstverantwortung? Was kann ich tun, um nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu gestalten?
- Welche neuen Wege öffnen sich gerade – auch wenn ich sie vielleicht noch nicht sehen kann?
- Es geht nicht darum, Schmerz zu ignorieren. Es geht darum, ihn zu nutzen. Veränderung ist nicht immer angenehm, aber sie ist die einzige Konstante im Leben.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken, hebe ihn. Sieh hin. Frage nach dem Warum. Erkenne deinen eigenen Anteil. Denn in jeder Krise steckt eine Entscheidung: Bleibe ich Opfer? Oder werde ich Gestalter meines eigenen Lebens?
Ich habe mich entschieden. Und du?