Eine schonungslose Erkenntnis über Führung

Jetzt sitze ich im Auto.

Zwei Tage intensives Führungskräftetraining liegen hinter mir. Mein Kopf rauscht. Mein Körper ist erschöpft.
Doch mehr noch als die Müdigkeit spüre ich etwas anderes: eine seltsame Klarheit.

Das Wochenende liegt vor mir – zwei Tage, um durchzuatmen, um zu verarbeiten, was in diesen 48 Stunden passiert ist.
Und dann kommt Montag. Und ab Montag kann und muss etwas anders sein.

Die Maske, die mich entlarvt hat

Ich dachte immer, ich wüsste, wer ich bin und wie ich wirke. Ich bin Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens. Ich bin loyal, offen, einladend. Ich möchte Menschen ermutigen, ihnen Raum geben. So habe ich mich immer gesehen. So wollte ich sein.

Doch dann kam die neutrale Maske ins Spiel. Und sie zeigte mir etwas völlig anderes.

Sie ist keine gewöhnliche Maske. Sie ist keine Verkleidung, kein Schutz. Sie verstärkt nichts, sie verschleiert nichts. Sie zeigt nur eines: die ungeschminkte Wahrheit.

Schonungslos. Glasklar. Brutal ehrlich.

Keine Worte, keine Körpersprache, keine Strategie kann sie beeinflussen. Sie hält mir einen Spiegel vor, einen, der mich nicht so zeigt, wie ich mich selbst sehe, sondern wie ich tatsächlich wirke.

Und das war ein Schock.

Denn plötzlich wurde mir bewusst:
Ich bin nicht nur präsent – ich bin überpräsent.
Ich bin nicht nur kraftvoll – ich bin dominant.
Ich bin nicht nur eine starke Führungskraft – ich bin so mächtig in meiner Wirkung, dass andere vor mir zurückweichen.

Ich wollte Nähe schaffen, Offenheit, ein Gefühl der Sicherheit. Doch stattdessen erzeugte ich Respekt. Nein – nicht Respekt. Angst. 😶

Das schmerzhafte, aber kraftvolle Geschenk der Erkenntnis

Diese Einsicht hat mich hart getroffen. Es ist unangenehm, sich selbst auf eine Weise zu sehen, die nicht dem eigenen Selbstbild entspricht. Doch genau hier liegt eine Chance.

Denn echtes Wachstum beginnt dort, wo es weh tut.

Die neutrale Maske hat mir etwas gezeigt, das ich mit Worten oder Gesten niemals so klar hätte verstehen können: Führung ist nicht nur das, was ich bewusst tue – sondern vor allem das, was ich unbewusst ausstrahle.

Meine Dominanz war nie meine Absicht. Und doch war sie da. Sie beeinflusste meine Meetings, meine Teams, die Entscheidungen in meinem Unternehmen. Sie formte, wie meine Mitarbeiter*innen mit mir interagierten – oder vielmehr, warum sie es manchmal nicht taten.

Diese Erkenntnis allein wäre bereits wertvoll gewesen. Doch das Besondere an diesen zwei Tagen war, dass ich nicht nur gesehen habe, was ist, sondern auch gespürt habe, was möglich ist.

Wie eine neue Präsenz entstehen kann

Dank der Arbeit mit Barbara Messer habe ich nicht nur die Wirkung meiner Überpräsenz verstanden, sondern auch erfahren, wie ich sie verändern kann.

Denn Führung bedeutet nicht nur Klarheit und Kraft. Führung bedeutet auch Sanftheit.
Raum geben, anstatt Raum einzunehmen.
Einladen, anstatt überstrahlen.
Die eigene Stärke so einsetzen, dass andere sich sicher fühlen, nicht eingeschüchtert.

Es geht nicht um weniger Präsenz.
Es geht um eine bewusstere Präsenz. Eine, die Raum schafft, anstatt ihn zu dominieren.

Diese zwei Tage waren mehr als ein Training. Sie waren eine Art Neuausrichtung. Ein Umdenken. Eine Transformation.

Ich habe Strategien an die Hand bekommen, die mir helfen, meine Energie anders zu lenken. Werkzeuge, um bewusster wahrzunehmen, wann meine Präsenz zu viel wird. Übungen, die mir helfen, eine neue Haltung zu entwickeln – eine, die Kraft und Sanftheit in Balance bringt.

Montag beginnt etwas Neues.

Jetzt sitze ich im Auto. Ich spüre, dass etwas anders ist.
Und ich weiß: Das hier war kein einmaliger Moment der Einsicht. Es ist der Beginn einer Veränderung.

💡 Ab Montag werde ich anders auftreten.
💡 Ab Montag werde ich meine Führung neu gestalten.
💡 Ab Montag werde ich nicht nur wissen, wie ich wirke – sondern bewusst entscheiden, wie ich wirke.

Denn jetzt kann ich es verändern.
Und ich werde es verändern.

Dies ist der fiktive Text einer Führungskraft, die an einem intensiven Führungskräftetraining mit mir im Rahmen der Haufe Akademie teilgenommen hat

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