Wenn Worte fehlen und das Schweigen bleibt

Heute sitze ich am Fluss. Das Wasser strömt ruhig zwischen den Ufern, und ich denke über Brücken nach. Brücken zwischen Menschen, zwischen Gedanken, zwischen Gefühlen. Brücken, die verbinden, wo sonst Distanz bleibt.

Es gibt diese Momente, in denen wir schweigen. Manchmal ist Schweigen voller Frieden – wie das Schweigen am Lagerfeuer, wenn alles gesagt ist und kein weiteres Wort nötig scheint. Doch manchmal ist Schweigen schwer. Dann sitzen wir an den Flüssen des Miteinanders und wissen nicht, wo wir unsere Brücken auflegen sollen.

Wenn Schweigen zur Distanz wird

Wir alle kennen diese Situationen: Wir möchten etwas sagen, doch uns fehlen die Worte. Wir haben Angst, missverstanden zu werden. Oder wir fürchten, dass das, was wir sagen, anders ausgelegt wird, als wir es meinten. In Zeiten von sozialen Medien, in denen jedes Wort bewertet, geteilt und oft fehlinterpretiert wird, scheint es manchmal einfacher, einfach nichts zu sagen.

Dieses Schweigen begegnet uns in der Zusammenarbeit mit Kollegen, wenn Feedback ausbleibt, weil das Risiko einer falschen Deutung zu groß erscheint. Es begegnet uns in Freundschaften und Partnerschaften, wenn sich Unausgesprochenes zwischen uns legt.

Doch wenn wir nicht sprechen, bleiben wir auf unseren Ufern sitzen. Die Distanz wächst, und das Wasser zwischen uns fließt weiter, unüberbrückbar. Ohne Worte gibt es keine Verbindung. Ohne Worte gibt es kein Verstehen.

Den Mut finden, Brücken zu bauen

Doch Brücken entstehen nicht von allein – wir müssen sie bewusst bauen. Und das beginnt damit, dass wir den Mut finden, unsere Wahrnehmungen, unsere Empfindungen, unsere Gedanken offen zu teilen. Denn das, was uns voneinander trennt, sind selten unüberwindbare Flüsse – es sind meist nur unausgesprochene Worte.

Vielleicht braucht es mehrere Versuche, bis eine Brücke wirklich trägt. Vielleicht ist es manchmal auch mühsam, sie zu bauen. Aber jedes Wort, das von Herzen kommt, ist ein Schritt aufeinander zu. Jede ehrliche Mitteilung schafft Verbindung, wo zuvor Distanz war.

Was können wir tun?

  • Bewusst aussprechen, was in uns lebt. Was empfinde ich? Was nehme ich wahr? Wie interpretiere ich die Welt? Wenn wir das teilen, geben wir anderen die Chance, uns wirklich zu verstehen.

  • Keine Angst vor Missverständnissen haben. Es ist normal, dass nicht jedes Wort sofort richtig ankommt. Doch erst durch den Austausch entsteht Klarheit.

  • Offen für Brücken sein. Nicht immer werden andere sofort bereit sein, ihre Seite zu bauen. Doch wenn wir vorangehen, entsteht oft eine Einladung zum Mitgehen.

Ein Schweigen, das verbindet

Wenn wir lernen, uns ehrlich mitzuteilen, dann wird das Schweigen wieder leicht. Dann entsteht das, was wir uns wünschen: Ein Schweigen, das nicht trennt, sondern verbindet. Ein Schweigen, das nicht aus Angst oder Unsicherheit entsteht, sondern aus Verstehen und Vertrauen.

Heute wünsche ich uns allen den Mut, Brücken zu bauen. Von einem Ufer zum anderen. Zwischen Menschen. Zwischen Herzen.

Wo könntest du heute eine Brücke bauen?

 

Share This