„Vieles hätte ich verstanden,
wenn es mir nicht erklärt worden wäre.“ Dieses Zitat von Stanislaw Lem bringt einen wichtigen Punkt auf den Punkt: Unsere Aufgabe als Trainer besteht nicht mehr darin, alles bis ins Detail zu erklären. Unsere Teilnehmenden sind längst keine leeren Gefäße mehr, die wir mit Wissen füllen müssen. Sie haben Zugriff auf nahezu unendliche Informationen – jederzeit, überall.
Die Zeiten der Belehrung sind vorbei
Die Rolle des Trainers hat sich verändert. Früher standen wir vorne, erklärten und lehrten. Heute wissen wir: Belehren führt selten zu nachhaltigem Lernen. Stattdessen geht es darum, Teilnehmende zu aktivieren. Sie sollen nicht nur zuhören, sondern erfahren, erleben, mitdenken und selbst gestalten.
Warum? Weil Lernen dann am effektivsten ist, wenn es persönlich wird. Wenn Teilnehmende nicht nur zuhören, sondern etwas ausprobieren, hinterfragen, reflektieren und mit allen Sinnen begreifen können.
Aktivierung statt Abfrage
Ein weiterer veralteter Ansatz ist das bloße Abfragen: „Wer hat schon mal…?“ oder „Was fällt Ihnen dazu ein?“ Diese Fragen sind selten inspirierend. Sie erzeugen keine echte Auseinandersetzung mit dem Thema. Stattdessen sollten wir uns fragen: Wie kann ich den Inhalt so aufbereiten, dass er die Teilnehmenden neugierig macht?
Hier liegt die Kunst: Nicht die Teilnehmenden mit Informationen zu füttern, sondern sie zu befähigen, selbst zu lernen. Ihnen Werkzeuge, Perspektiven und Räume zu geben, in denen sie aktiv mit dem Thema arbeiten können.
Neugier und Freude wecken
Einer der wichtigsten Schlüssel zur Aktivierung ist die Neugier. Menschen lernen, wenn sie neugierig sind. Und Neugier entsteht, wenn wir etwas Spannendes, Herausforderndes oder Ungewöhnliches präsentieren. Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, die Freude am Entdecken zu wecken.
Ein Thema kann dann wirklich „begriffen“ werden, wenn es erlebt wird:
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Mit allen Sinnen: Lass die Teilnehmenden sehen, hören, fühlen, vielleicht sogar schmecken oder riechen, was das Thema ausmacht.
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In Bewegung: Bewegung fördert den Denkprozess. Lass sie aufstehen, gehen, etwas bauen oder darstellen.
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Durch Reflexion: Gib ihnen Zeit und Raum, über das Gelernte nachzudenken und es auf ihre eigene Situation anzuwenden.
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Mach das Thema erlebbar
Statt vorne zu stehen und zu belehren, mach dich zum Gestalter von Lernerfahrungen. Überlege, wie du dein Thema so aufbereitest, dass es lebendig wird.
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Kannst du eine Geschichte erzählen, die sie berührt?
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Kannst du sie in eine Situation versetzen, die sie selbst erleben müssen?
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Kannst Du das Thema inszenieren, komplett im Raum erlebbar machen?
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Kannst du sie dazu bringen, etwas zu bauen, zu zeichnen oder zu entwickeln, das ihr Verständnis vertieft?
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Warum Aktivierung so wichtig ist
In einer Welt, in der jeder mit wenigen Klicks Fakten überprüfen kann, ist es nicht mehr unsere Aufgabe, Wahrheiten zu präsentieren. Unsere Aufgabe ist es, Menschen ins Handeln zu bringen.
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Wir machen sie durchlässig für neue Perspektiven.
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Wir ermöglichen es ihnen, ihre eigenen Antworten zu finden.
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Wir schaffen Räume, in denen sie sich ausprobieren können – sicher, inspiriert und aktiv.
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Ein aktivierter Teilnehmer ist kein passiver Zuhörer mehr. Er wird Teil des Lernprozesses, übernimmt Verantwortung und ist offen für Veränderung. Das ist es, was modernes Lernen ausmacht – und was uns als Trainer unverzichtbar macht.
Also, lass das Belehren hinter dir. Wecke die Neugier, die Freude am Entdecken und die Begeisterung, die in jedem steckt. Denn Lernen ist nicht nur ein Prozess – es ist eine Erfahrung. Und diese Erfahrung gestaltest du.