Warum sitzt er im Flieger, wenn er doch nicht rausschaut? Sein Buch scheint interessanter zu sein, als der Start am frühen Samstag morgen am Wiener Flughafen.
Geschichten gibt es überall.
Drei Tage in Wien und unser intensives Bühnentraining waren eine Fundgrube für die kleinen und großen Geschichten, die überall am Wegesrand liegen. Der Besuch in einem Café, das Stromern durch regennasse Straßen, ein Weißwein auf einer Terrasse mit Blick auf den Dom. Lachende Gesichter beim Frühstück mit Palatschinken …
Überall finden wir Geschichten, die einen Teil unseres Alltags neu beschreiben können.
Aus kleinen Sprenkeln im Alltag können Geschichten werden, die wir in Vorträgen, Meetings oder Workshops erzählen und erzählen lassen.
Doch wächst eine Geschichte auch aus der Bewertung einer Situation, die höchst individuell sein kann, heraus.
Bevor eine weitere Konnotation ihren Weg in die Form einer Geschichte geht, können reflektierende Fragen helfen.
Eine davon lautet:
Ist die Geschichte, die ich dort sehe, wirklich wahr?
Ein Fehler? Ein Missgeschick – oder gar ein glücklicher Moment. Das wissen wir meist erst später.
Im Strudel der Möglichkeiten, eine Situation zu betrachten, mischt sich die Suche nach Wahrhaftigkeit und wirklicher Gegenwart.
Wie schnell werten wir, obwohl wir es gar nicht unbedingt wollen.
Im Kopf all die Urteile, die uns sagen wollen, wie die Welt wirklich ist.
Beim näheren Hinsehen, wie z.B. in einem Gespräch mit dem Mann am Fenster im gemeinsamen Flieger, kommen neue Facetten ans Licht. Und damit der Beginn der nächsten Geschichte. Der Anfang davon mag der Fremde am Fenster sein, das Ende vielleicht ein bleibendes Gespräch über ein Land im Umbruch oder der letzte Geburtstag der eigenen Tochter.
Sten Nadolny sagt so schön: „Wer eine Geschichte zu erzählen hat, ist ebenso wenig einsam wie der, der einer Geschichte zuhört. Und solange es noch irgendjemanden gibt, der Geschichten hören will, hat es Sinn so zu leben, dass man eine zu erzählen hat.“ Lass uns also weiter Geschichten erzählen.