Es ist Nacht.
Ich sitze in meinem kleinen, feinen Büro zu Hause.
Der Bildschirm des Laptops leuchtet sanft, während ich mir eine Notiz ins Dokument tippe.
Es ist eigentlich perfekt, denke ich manchmal.
Ich kann remote arbeiten, von überall aus. Ich habe mein eigenes Homeoffice, eingerichtet mit Liebe zum Detail. Ein Ort, der mich umgibt mit Ruhe und Ordnung. Mein Arbeitgeber hat mich ins betriebliche Gesundheitsmanagement integriert. Es gibt Sachvorteile, die wirklich auf der Hand liegen – Steuerfreibeträge, Zuschüsse, Gutscheine. Es ist ein modernes Unternehmen, das seine Mitarbeiter wertschätzt.
Und doch sitze ich hier – und fühle, wie der Staub in mir wächst.
Schlaflose Nächte, ruhelose Tage. Diese Unruhe hat nichts mit dem Job zu tun. Der Job ist gut. Die Kollegen sind freundlich. Die Konditionen sind großzügig.
Aber da ist diese andere Stimme in mir.
Eine Stimme, die seit Wochen nicht aufhört zu flüstern: Was hast du getan?
Ich habe Nein gesagt.
Nein zu ihr. Zu ihr, die mich mitgenommen hätte in ein Leben, das größer war als alles, was ich mir vorstellen konnte. Ein Leben, das Kunst, Freiheit, Abenteuer und Unsicherheit bedeutet hätte – ja. Aber auch so viel mehr.
Ich habe Nein gesagt, weil ich Angst hatte.
Weil ich mich an das gehalten habe, was sicher ist. Zahlen. Daten. Fakten. Remote-Arbeit. Finanzielle Sicherheit. Ein durchdachtes Gesundheitsmanagement. Das alles hat mich beruhigt.
Und doch… kann ich nicht lügen: Es fühlt sich an wie Staub. Alter, modriger Staub, der auf meiner Zunge liegt. Ein Geschmack, den ich nicht loswerde. Keine Duftkerze, kein Rasierwasser vertreibt ihn.
Und jetzt, in dieser stillen Nacht, in diesem Büro, das so modern und praktisch ist, muss ich mir eingestehen: Ich habe einen Fehler gemacht.
Ich habe mich gegen etwas Größeres entschieden.
Ich habe mich gegen sie entschieden – die einzige Person, die mich wirklich gesehen hat.
Ich habe Nein gesagt, weil ich nicht an meine eigene Größe geglaubt habe.
Es hat mir Angst gemacht. Diese Freiheit. Dieses Leben, das keine Sicherheitsnetze verspricht, nur Vertrauen in mich selbst.
Und nun sitze ich hier. Ich arbeite nachts, weil ich es kann. Weil meine flexible Arbeitszeit es erlaubt. Weil mein Laptop keine Grenzen kennt. Und dennoch spüre ich, wie eng es geworden ist.
Es fühlt sich an, als hätte ich vom Leben gekostet. Nur einen Bissen. Ein Schokokuss, der sich auf der Zunge auflöst. Ein Zirkus, den ich einen kurzen Moment betreten durfte – mit all seinen Farben und seiner Musik.
Und jetzt sitze ich wieder hier.
In der Stille meines Büros.
Ich frage mich: Habe ich alles verspielt?
Ich weiß nicht, ob ich noch einmal fragen darf. Ob sie mir noch einmal die Hand reicht.
Das Leben hat mir ein Tor geöffnet.
Ich habe hineingeschaut – und bin zurückgeschreckt. Aber die Sehnsucht, die bleibt.
Die bleibt immer.
In Reue. In innerer Anmut vor meiner Fehlbarkeit und etwas, was ich nicht benennen kann,
Peter