Manchmal muss ich es einfach tun.

Manchmal muss ich mitten in die Waschanlage fahren, das längste Programm einstellen, mich in meinen Porsche setzen und zusehen, wie die nassen Lappen um meine Windschutzscheibe peitschen. Dieses Hämmern, dieses Prallen, dieser Regen von außen – es hilft mir, klar zu werden.

Und ich muss klar werden.

Ich muss mir darüber klar werden, was ich eigentlich gemacht habe.

Ja, unsere Zahlen sind brillant. Unser Team arbeitet auf Hochtouren. Want! Agency produziert glänzende Kampagnen, wir pflastern die Städte mit Plakaten, Logos, Visionen. Wir sind kreativ, schnell, erfolgreich. Wir erzeugen Begehrlichkeiten. Wir machen Menschen zu Konsumenten.

Aber jetzt habe ich es zu weit getrieben.

Ich muss aufstoßen vor Ekel vor mir selbst. Ich habe in den Menschen Bedürfnisse geweckt, die sie vorher nicht hatten. Ich habe sie dazu gebracht, Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen.

Wenn ich Kinder sehe, die nicht mehr einfach im Garten spielen können, sondern immer das nächste Produkt, das nächste Gadget, die nächste App brauchen – dann frage ich mich, was wir da eigentlich tun. Die Idee, blinkende Lichter in Schuhsohlen zu bauen – brauchen wir das wirklich?

Was wecke ich in den Menschen? Machen wir sie wirklich glücklich? Oder schaffen wir eine Sucht nach dem Nächsten, nach dem Mehr?

Ich denke an meine eigene Kindheit. Ich war glücklich mit einer Handvoll Murmeln in der Hosentasche. Mit den Kindern aus der Straße, wenn wir mit Rollern und Fahrrädern den Berg hinunterrasten. Das war echte Kindheit.

Aber was verkaufen wir heute?

Vielleicht liegt es daran, dass ich 50 geworden bin. Vielleicht liegt es daran, dass meine Frau gegangen ist. Wir haben uns auseinandergelebt. Oder besser gesagt: Ich habe mich entfernt. Meine Gier war zu groß. Immer mehr, immer besser, immer lauter.

Und jetzt? Jetzt sitze ich hier, in meinem Wagen, in der Waschanlage, und denke darüber nach, wie ich das wieder gerade biegen kann.

Das Nächste, was ich tun werde: Ich lade mein Team ein.

Wir setzen uns zusammen und reden. Wir überlegen, wie wir Werbung anders machen können. Vielleicht für andere Produkte. Vielleicht für andere Werte. Vielleicht, um Menschen zur Einfachheit zu bringen.

Ich weiß noch nicht genau, wie das geht. Aber ich weiß, dass ich anfangen muss.

Want! Agency kann mehr sein als eine Fabrik für falsche Bedürfnisse.

Wir werden sehen. Ich bin bereit dazu. Endlich habe ich es verstanden.

Benny

 

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