Liebe Gemeinde,
liebe Brüder und Schwestern im Geist,

Ich schreibe euch heute, um ein Geständnis abzulegen. Ein Geständnis, das mich lange beschäftigt hat. Ich stelle mir die Frage: Was haben wir da eigentlich geschaffen?

Dieses Bild… das Bild von Jesus, Gottes Sohn. Ein Mann, angenagelt an ein Kreuz. Überall, in jeder Kirche, in jedem Winkel des Landes, sehen wir ihn so. Gekreuzigt. Gequält. Gedemütigt.

Wir haben es zum Symbol unserer Religion gemacht.
Ein Symbol der Sühne, der Schuld, der Last. Wir haben euch gesagt, dass er für euch gestorben ist. Dass sein Schmerz eure Rettung war. Dass ihr in seiner Schuld steht. Und so haben wir Generationen von Menschen dazu gebracht, auf diesen Schmerz zu blicken – und sich selbst schlecht zu fühlen.

Aber… hätten wir nicht auch andere Bilder schaffen können?

Was wäre, wenn wir euch Jesus anders gezeigt hätten? Nicht als leidenden Mann am Kreuz, sondern als einen, der heilt, der Hoffnung gibt, der mit Männern, Frauen und Kindern spricht. Der lächelt, der Tiere segnet und Frieden bringt.

Wie wäre es gewesen, wenn wir ihn als gütigen Begleiter dargestellt hätten? Als Symbol der Freude, der Liebe und der Gemeinschaft? Hätten wir nicht eine ganz andere Botschaft in die Herzen der Menschen pflanzen können?

Doch stattdessen haben wir ein Bild gewählt, das Last auferlegt. Wir haben das Kreuz zu einem Zeichen der Knechtschaft gemacht. Ein Zeichen, das Menschen klein hält, das sie schuldig fühlen lässt.

Warum?

Warum haben wir uns für dieses Bild entschieden? Warum haben wir nicht den Frieden und die Toleranz in den Mittelpunkt gestellt? Den Respekt voreinander? Warum haben wir eine Geschichte der Schuld erzählt, anstatt eine Geschichte der Hoffnung?

Ich beginne zu verstehen, was wir getan haben. Was ich getan habe.

Denn wo Schuld herrscht, wachsen Angst und Dunkelheit. Doch wo Hoffnung ist, wächst Heilung.

Natürlich, jeder von uns macht Fehler. Jeder von uns hat Grund, sich zu entschuldigen. Und genau das möchte ich jetzt tun.

Ich möchte mich entschuldigen – bei all jenen, die unter diesem Bild gelitten haben. Die sich schuldig gefühlt haben, weil sie glaubten, nicht genug zu sein.

Gott ist nicht in diesen großen Häusern, in denen wir diese Bilder geschaffen haben. Gott ist dort, wo Menschen an ihn glauben. Wo sie einander die Hand reichen. Wo Vergebung und Liebe größer sind als Schuld und Strafe.

Jesus… für mich ist er nicht das Symbol der Last. Für mich ist er Heilung.
Reinheit. Hoffnung. Ein Vorbild für das, was wir sein könnten, wenn wir uns trauen, unsere Menschlichkeit zu umarmen.

Ich bitte euch um Zeit. Zeit, um diese Erkenntnis wachsen zu lassen. Zeit, um den ersten Schritt zu tun, indem ich euch sage: Es tut mir leid.

Mögen wir alle den Weg zu einer reinen Seele finden.
Zu Frieden und Liebe – und zu einem Glauben, der uns erhebt, statt uns niederzudrücken.

Ein Diener der Kirche, auf dem Weg zur Wahrheit

 

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