Stilles Geständnis eines Bosses
Ich war überzeugt, das Richtige zu tun. Ein Mitarbeiter, der sich kritisch äußert, der hinterfragt, der Vorschläge machte. „Wer glaubt er, wer er ist? Ich bin derjenige, der entscheidet. Meine Aufgabe ist es, das Unternehmen zu führen, nicht ständige Diskussionen zu führen oder mich belehren zu lassen.“
Er war unbequem.
Unangenehm.
Laut in seiner stillen Art.
Er machte Vorschläge, die Dinge in Frage stellten, die ich längst entschieden hatte. Vorschläge, die unbequem, aber nicht unklug waren. Zunächst war ich voller Trotz.
„Was erlaubt er sich?“
So dachte ich. „Wieso erhebt er sich? Warum nicht einfach nur seine Arbeit tun?“
Doch ich habe mich getäuscht. Er war loyaler, als ich dachte. Klarer. Visionärer. Und mutiger. Seine Lösungsansätze waren herausfordernd, ja. Aber wertvoll. Mehr, als ich es damals sehen wollte.
Jetzt ist er weg. Nicht freiwillig. Ich habe ihn gehen lassen. Ich habe ihn verloren. Wir haben ihn verloren. Und das, weil ich nicht dialogfähig war. Weil ich seine Kritik als Angriff sah, statt als Chance. Weil ich dachte, ich bin der Boss. Und das reicht.
Es schmerzt.
Er fehlt uns.
Und für ihn?
Ich frage mich, welche Türen sich ihm in seinem Alter noch öffnen. Möglicherweise keine. Vielleicht habe ich seine Karriere gebrochen.
Das alles nur, weil ich in meinem Stolz gefangen war. Ein Stolz, der mich blind machte. Blind für den Wert eines Menschen, der es wagte, unbequem zu sein“ im besten Sinne.
Heute bereue ich. Ich sitze hier und denke an das, was hätte sein können. Was er hätte beitragen können. Was wir gemeinsam hätten erreichen können. Ein „hätte“ nach dem anderen
Doch nun ist es zu spät. Es ist vielleicht übertrieben zu sagen, dass mir das Herz blutet. Das ist es nicht. Es ist eher ein bitterer Geschmack auf der Zunge.
Eine Reue, die wie ein Strom größer wird.
Ein Geständnis aus bitterer Erkenntnis und einem leisen Verlust.
Klaus Bergmann
Ehemaliger Vorstandsvorsitzender, NOVA Truck Systems AG