Ich gestehe .. ..
Heute Morgen fuhr ich die gleiche Straße entlang. Auf dem Weg ins Büro. Zone 30. Langsam. Immer diese Staus. Ich stöhne. Dann sehe ich ihn. Einen alten Mann. Er sammelt Flaschen. Bückt sich mühsam. Die Knochen steif. Ich sehe ihn oft. Habe ihn immer ignoriert. Zu viel zu tun. Meetings, Zahlen, Verträge. Verantwortung.
Verantwortung für Kriege. Für Chaos. Für Tod. Ich schüttele den Kopf. Weg mit den Gedanken. Aber heute nicht. Heute brennt sich sein Bild in meinen Kopf. Heute zerspringt etwas in mir. Ein Splitter, direkt ins Herz.
Ich blicke auf meine Hände. Sie zittern. Warum? Ich sehe sie. Sie sind sauber. Und doch. Ich sehe Blut.
Blut von den Feldern, den Trümmern, den Soldaten. Von den alten Männern, die nie in Ruhe altern durften. Wie dieser vor mir. Vielleicht war er im Krieg. Vielleicht stand er mit einer Waffe in der Hand, als alles um ihn explodierte. Und jetzt? Flaschen sammeln. Er überlebt. Aber wie? Schande über mich.
Ich, der Gold zählt wie Dagobert Duck. Einsam, hart, reich. So reich, dass ich selbst nicht mehr weiß, wie viel. Doch heute reicht es mir nicht. Heute reicht mir alles nicht.
Ich halte an. Der Verkehr hinter mir hupt. Egal. Der alte Mann sieht mich an. Unsere Blicke treffen sich. Ich kann es nicht ertragen. Muss wegsehen. Aber der Gedanke bleibt. Brennt.
Umschulen. Ein neues Leben. Eine Stiftung. Etwas, das hilft. Den Alten, den Verwundeten, den Vergessenen. Denen, die wahren Mut hatten. Ich will lernen von ihnen. Ich will, dass sie würdig altern. Dass sie lehren. Dass wir endlich hören.
Heute ist etwas in mir zerbrochen. Und aus den Scherben werde ich neu bauen. Es muss sein. Für ihn. Für alle. Für mich.
In ehrlicher Demut.
Dagobert Galasch
Krigos Rüstungskonzern GmbH