Liebe Bürgerinnen und Bürger von Desinfektanien,
heute ist der Moment gekommen, in dem wir uns bei Ihnen entschuldigen müssen. Wir, Ihr Ministerium für Reinheit und sterile Freuden, haben in den letzten Monaten und Jahren Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass unkontrollierte Lächeln zwischen den Menschen überspringen. Wir haben Sie aufgefordert, den „Lächelverhinderer“ zu tragen – bei jedem Wetter, ob glühend heiß oder klirrend kalt, drinnen wie draußen. Wir taten dies aus Sorge, dass zu viel Lachen und Freude die reinliche Strenge und das makellose Antlitz unseres Landes unterminieren könnten.
Unsere Sorge galt dem Überschuss an Heiterkeit, der die geschätzte Klarheit und Ordnung in Desinfektanien gefährden könnte. Wir wollten sicherstellen, dass der frische Duft der Desinfektion die Oberhand behält und der Geist der tadellosen Ernsthaftigkeit, den wir in Desinfektanien so sehr pflegen, nicht ins Wanken gerät.
Ja, es war möglicherweise ein Tropfen Desinfektionsmittel zu viel, und an einigen Stellen ist das Lächeln dabei tatsächlich auf der Strecke geblieben. Wir erkennen an, dass das für einige von Ihnen eine schwere Bürde war. Deshalb versprechen wir Ihnen, dass wir uns mit dem Gesundheitsminister zusammensetzen werden, um die Rolle des Lächelns und Lachens in unserer steril reinen Gesellschaft neu zu bewerten. Vielleicht findet sich ein Weg, das Lächeln hygienisch sicher wieder zuzulassen.
Sollten wir Ihnen mit unseren Maßnahmen Unrecht getan oder Ihre persönlichen Freiheiten eingeschränkt haben, dann tut uns das von Herzen leid. Wir arbeiten bereits an einer gereinigten Form der Wiedergutmachung und hoffen, dass diese bald strahlende Freude auf Ihre Gesichter zurückbringen wird.
Vielen Dank für Ihre Reinlichkeit und Disziplin.
Ihr Ministerium für Reinheit und sterile Freuden, Desinfektanien.
Gezeichnet Reinhold Keimfrei