Zeit für ein ehrliches Wort.

Der letzte Freitag – Ende März – war ein besonderer Tag. Ich nahm mir wieder einmal Zeit, um all die Eindrücke der letzten Wochen und Monate wahrzunehmen, anzunehmen und zu betrachten.

Es war so ein „3-Wetter-Taft-Tag“ – er erinnerte mich an die entsprechende Werbung dazu. Morgens am Hamburger Flughafen, Vormittags in Basel und am Abend im schönen Frankenland auf dem Weg zum Kunden. Der Tag wurde zu einem besonderen Tag, weil ich noch einmal von der Schweiz Abschied nahm – incl. der Geschichte dazu. Um die Eindrücke zu fassen und Worte zu finden, setzte ich mich in das Café Tibits am Basler SBB Bahnhof. Mit Capucino und Obstsalat mit Granatapfelkernen blicke ich auf die bunten Farbklekse der Lebenspalette der letzten Wochen zurück und bin voller Dankbarkeit und Demut.

Ich brauche diese kleine Auszeit im Übergang, um den neuen Schritten Kraft und Klarheit zu geben und dem Bisherigen die entsprechende Würde zu geben. Denn ich verabschiede mich nun endgültig von einem Leben, welches ich nie wirklich begonnen habe. Also: Innehalten – Zeit nehmen, anhalten und die Perspektiven von Rückschau und Ausschau in einem Cappuccino zu vermengen…..

Hier im Cafe Tibits am Basler Bahnhof nutze ich diese Stunden als einen Übergang, oder Aufenthalt im „Jetzt“, gleich einem „Transit-Gefühl“, zwischen dem alten und dem neuen Leben. Eine bewusste Zeit zwischen Gestern und Morgen sowie Flughafen und Wohnmobil. Dazwischen ein paar nächtliche Stunden in Frankreich….die nächsten Schritte bahnen sich an…..

Mit meinen Kopfhörern im Ohr überstimme ich das Außen und gebe dem Inneren in mir mehr Ohr. Eingewebt in die Gespräche an den Nebentischen denke ich über das Leben nach. Mein Leben. Wieder einmal. Nachspüren möchte ich sagen oder ergründeln, sinnieren, innehalten. Neue Zugänge im Erlebten zu finden und diese in den kleinen und großen Zeitgeist stellen.

„Was ist passiert?“, das fragen mich die Menschen die letzten Wochen immer wieder. Also antworte ich hier nun. Ein Fazit von vielen:

Heimat ist so wertvoll – und ich hatte sie zwischenzeitlich verloren. Der Versuch in die Schweiz auszuwandern scheiterte an mindestens zwei Punkten und lud mich somit zur katapultartigen Wendung ein.

Es gibt die Heimat, die sich auf den Ort bezieht. Und die Heimat, die sich auf Menschen bezieht.

Beides verlor ich im Herbst und verbrachte den Winter im Übergang, eintauchend in Bücher, Texte und Begegnungen, die mich mit meinen eigenen Worten und Eindrücken suchten und fanden. Sie ließen mich zugleich beflügelt in neue Projekte eintauchen. Doch war das auch ein Winter des Abschied-nehmes und Loslassens. Meine Frau Nicola und ich haben uns getrennt – kein einfacher Schritt. Es brauchte Zeit mit mir, das alles zu verstehen, zu reflektieren und anzunehmen. Nach Monaten voller innerer Arbeit sind jetzt Frieden, Demut und Dankbarkeit in mir und ich bin bereit für das Neue.

Auf den beruflichen Reisen der letzten Wochen besuchte ich ganz bewusst Orte, die mit sehr persönlichen Erinnerungen bestückt sind und suchte nach neuen Konnotationen. Immer wieder verharrte ich dort und hielt an, um zu würdigen, was dort einstmals oder auch erst vor kurzem geschah. Und ich bin in tiefer Dankbarkeit für all das, was ich in diesen Jahre an der Seite dieses besonderen und einzigartigen Menschen erfahren durfte. Danke also, liebe Nicola, für diese gemeinsame Zeit und all Dein Tun und Wirken, für Deine Treue und Dein Da-Sein. Diese gemeinsame Zeit werde ich auf ewig in meinem Herzen tragen.

Abschied und Neubeginn reichen sich hier Hand. Das Alte verdauend gibt dem neuen Leben Raum.

Und das möchte jetzt mit aller Frühlingskraft ge- und erlebt werden.

Noch während ich hier in diesem Café sitze, welches auch ein Teil dieser gemeinsamen Geschichte ist, weine ich und lasse zugleich die Freude über das Neue in mir hochglucksen. Ich verabschiede mich seit Monaten und trete in mein neues Leben. Ab dem Frühlingsanfang wohne ich im schönen Ammersbek bei Hamburg – mit einer Feuerstelle im Garten. Es gibt ein neues Wohnmobil, mit dem ich auf meinen Fahrten unterwegs bin und neue Freunde – die sich herrlich mit den „alten“ verweben.

Ich verlasse das Café und gehe meines Weges.

 

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