Die Kunst Heimat im Alltag zu finden.

Mal eben nach Erfurt, dann Sindelfingen. Basel und Mannheim. Ein Vortrag, ein Coaching, eine Klausur und Zeit für private Begegnungen.

Wie bekommen wir das alles unter einen Hut?

Manche meiner Kollegen wechseln die Schuhe, wenn sie von der einen Rolle in die andere schlüpfen. 

Ich wechsele die Kleidung und die Brille. (Eine alte Gewohnheit aus den Zeiten als Pflegekraft – vom Kittel ins Business Dress)

Auf diesen kleinen und großen Fahrten können wir viel lernen – Aspekte, die sich auf das Leben im Großen aber auch auf die Begegnungs- und Arbeitswelten im Kleinen erstrecken können. Dies ist einer der Gründe, warum ich es so liebe, immer wieder unterwegs zu sein. 

Ein konkretes Beispiel macht das deutlich:

Ich war jetzt 2 Tage auf der Vorstandsklausur der German Speaker Assoziation. 

Arbeit – und das am freien Wochenende. Ja! Ganz genau.

Ich liebe meine Arbeit – schon immer. Das tägliche Tagewerk ist ein Geschenk. Das sage ich, weil ich es über all die Jahrzehnte haben immer wieder prüfen können. Und Ehrenamt ist für mich seit Kindesbeinen an selbstverständlich. 

Aber Heimat in der Arbeit? Oder Heimat wenn wir berufsbedingt unterwegs sind?

Dieser Frage bin ich im wunderschönen Erfurt sehr intensiv nachgegangen. 

Das Schöne ist: 

  • Erfurt ist die Heimatstadt meines Vaters.
  • In Erfurt leben und arbeiten einige meiner allerliebsten Kunden.
  • In Erfurt bin ich auch mehrfach in meinem Jahr im Wohnmobil gewesen.

Und diesen Punkt möchte ich jetzt noch einmal aufgreifen. Neben all der Arbeit nahm ich mir die 2 Nächte und ging absichtslos durch die Straßen der Altstadt.

(Jetzt, wo ich 60 Jahre alt bin, bleibe ich wirklich oft länger auf. Dabei fühle ich mich so herrlich jung.) 

Die Eindrücke waren ganz vielfältig:

  • Schneefall in den alten Gassen
  • Eine Einkehr mit leckeren Thüringer Klößen
  • Eine Begegnung mit anderen Suchenden nachts um 2 Uhr oben auf der Domtreppe.
  • Beleuchtete Sterne in den kleinen Nebengassen 
  • und einer erfüllt-nachdenkliche Rückkehr ins Apartment.

Niemals habe ich meinen Vater als kleinen Jungen in den Gassen der Altstadt spielen sehen, geschweige denn meinen Großvater in der eigenen Werkstatt. Kein Youtube oder TikTok über die Ergebnisse – nichts davon was heute selbstverständlich ist. Es gibt nur wenige Fotos in den unterschiedlichen Alben unserer Familie. Stapfe ich in Such- und Neugierlaune habe ich sie nicht vor Augen. Und in meinen Alben fehlen sie. Gut, das ist ein Stück meiner Familiengeschichte. Wie gerne würde ich ihn als Kind durch die schönen Gassen dieser Stadt toben sehen. Also bemühe ich mein inneres Kino.

Und doch hatte ich das Gefühl, dass ich mit jedem Stiefeltritt durch diese schöne Stadt der Heimat meines Vaters näher kam. Alleine die Tatsache, dass ich nachts in einer Stadt noch herum spaziere sehe ich als Bekenntnis an die Suche nach Nähe, Kontakt und Geborgenheit. 

Ich blieb mehr als eine halbe Stunde nachts am Dom und saugte all die schönen Eindrücke auf.

Heimatgefühle haben viele Facetten.

Kennt Ihr das? Diese nächtlichen Spaziergänge in New York oder Moskau wo Ihr immer wieder bei all den beruflichen oder privaten Reisen seid? 

Stehen bleiben, neue Menschen treffen, Fotos machen um all die Eindrücke zu sammeln, die sich auftun.

Straßenmusiker, die ihre Lieder singen, oder Kinder, die auf den Straßen der Stadt spielen. Heimatsuche im Unterwegs sein heißt für mich: Immer wieder nach Vertrautem suchen und dieses auch Finden.

Damit reichert sich die eigene Fülle an – und die Heimat in uns selber bekommt mehr Halt.

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