Die Kunst, Frieden herzustellen.

von | 17. Januar 2023 | Persönliches

„Barbara Messer sagt viel, wenn sie nichts sagt!“

Doch ist es Zeit, als Bildungsexpertin einen meiner Kerngedanken auszusprechen. Wenn wir von der Bildung und Entwicklung ‚ethischen Bewusstseins‘ sprechen, dann gehört da laut Charles Fadel folgendes mit dazu: Wohlwollen, Menschlichkeit, Integrität, Respekt, Gerechtigkeit, Gleichheit, Fairness, Mitgefühl, Altruismus, Inklusion, Akzeptanz, Loyalität, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Anstand, Rücksichtnahme, Tugend, Liebe, Fürsorge, Hilfsbereitschaft, Großzügigkeit, Nächstenliebe, Zugehörigkeit – mit einem Wort: Die Kunst, Frieden in sich und im Miteinander herzustellen.

Um mit einem meiner großen Idole zu antworten: Udo Jürgens: „Auch wenn’s mal klüger wäre, ich wäre einfach still“, gebe ich jetzt laut.

Besorgt blicke ich darauf, dass Deutschland, also mein Heimatland, in kriegerische Tätigkeiten geht, statt ausschließlich Friedensverhandlungen zu fördern und in die Wege zu leiten.

Arbeit am Frieden war schon immer mein Focus und Anliegen.

In meiner Jugend, bzw. jungen Erwachsenenzeit habe ich einige Jahre lang, ehrenamtlich in den Schulen Aufklärung für junge Männer gemacht, wie sie es schaffen könnten, Zivildienst statt Bundeswehr für sich zu realisieren. Einigen stand wirklich die bloße Angst im Gesicht.

Ich kenne einige ehemals junge Männer, die nach einem Bundeswehreinsatz – weil sie als Zivildienstleistender nicht anerkannt worden sind – psychisch so erschöpft waren, dass sie teilweise in eine Klinik mussten.

In meinen 15 Jahren Altenpflegezeit habe ich sehr viel mit Menschen, zu tun gehabt, die unter dem Einfluss des Zweiten Weltkrieges standen. Ich habe sie alle gepflegt und bin ihnen in den schweren Stunden des Abschieds nahe gewesen.

Dazu gehörten viele, viele alte Frauen mit einem posttraumatischen Syndrom nach Vergewaltigungen durch Soldaten und anderen traumatischen Erlebnissen. Ich habe  ehemalige KZ-Häftlinge und Bomberpiloten gepflegt. Seelische und körperliche Kriegsverletzungen gehörten in meinen Alltag. Beinprothesen standen in manchem Schrank und sie nächtlichen Schreie der alten Menschen, wenn die Erinnerungen aus Bombennächten hochkamen, habe ich noch im Ohr.

Ehemalige Trümmerfrauen, denen ich in Berlin Kreuzberg begegnet bin, haben mich sehr geprägt. Ich empfehle allen Menschen, die jetzt für kriegerische Handlungen stimmen, sich aktiv mit den Menschen zu beschäftigen, die unter kriegerischen Handlungen litten. Egal, zu welchem Volk sie gehören.

Wege in den Frieden braucht Menschlichkeit und Liebe.

Dazu gehört das Verständnis für den anderen – ein Perspektivenwechsel hilft, dieses aufzubringen.

Bedingungslose Liebe oder Mitgefühl, über Grenzen und Völker hinaus.

Ein Frieden in sich, der es erlaubt, dem Gegenüber in Nähe und Offenheit gegenüberzutreten

Frieden trennt nicht – Frieden ist eins und reicht der Freiheit die Hand. Im wahrhaftigen Im Frieden können wir die Themen, die ein Reiben im Miteinander ausmachen, zur Wärmequelle transformieren.

Im Frieden sind wir bei uns selber angekommen und können in die eigene Größe gehen.

Ich zitiere Karl Gamper:

„Es ist der Friede von in sich erwachten Menschen. Es ist ein vitaler Friede der Reife. Es ist Friede der Liebe. Ein Friede der Fülle. Es ist der Friede, der aus einem erlebten So-Sein kommt. Aus diesem Frieden erblüht Freiheit. Und Freiheit gründet in Frieden.“

In diesem Sinne möchte ich mit all meinem Wirken und Tun dafür eintreten, dass wir Frieden praktizieren. Ich bin für eine Friedensindustrie, statt Rüstungsindustrie.

Ich bin für Friedensverhandlungen, das ist ein Marathon oder sogar Ultralauf, aber nach meinem Verständnis und meiner Lebenserfahrung, der einzige Weg, kostbares Menschenleben zu retten.

Ethische Bildung ist ein wichtiger Schritt dabei, diesen Weg zu gehen. Deshalb bilde ich Menschen aus und weiter.