Mondscheinschwimmen

von | 16. Januar 2024 | Allgemein, Leadership, Resilienz, Transformation & Wandel

Wir wollten Meer und bekamen mehr.

Mallorca, Ende November, ich war 4 Tage auf einem Seminar. Neben den Seminareinheiten nutzte ich die Umgebung und vor allem die Strände und das Meer, um mich mit Eindrücken aufzufüllen. Es war alles einfach nur fantastisch!

Ganz wie mein Vater, der so herrlich zum Übermut und zur Angeberei neigte, sagte ich am Morgen des Samstags, dem zweiten Tag, dass ich heute Abend bei Mondschein schwimmen möchte. Die Blicke der anderen am Küchentisch zeigten Skepsis. Und eine leichte Irritation.

Die Stunden dieses Seminartages verflogen, der Abend kam und die mallorkinische Kühle erreichte auch diesen Samstagabend, so dass ich mein Vorhaben innerlich bereits aufgab. Ich Ich fröstelte sowieso schon 

So genoss ich es umso mehr, dass wir zum Abend hin am wärmenden Kaminfeuer saßen und ich meine Gedanken an das nächtlich, kühle Bad selber innerlich ein wenig an die Seite legte. Aber dann sagte Anja, meine Sitznachbarin, dass sie mitkommt. Und dann sagte es noch eine Frau, dass sie mitkommt. Und noch eine.

Es war schon dunkel, als wir 4 Frauen die gut 15 Minuten bis zum Strand gingen. Der Mond schiene helle……

Das Meer war wild, wilder als die Tage zuvor, dennoch saßen ein paar Angler beisammen und wir suchten eine Stelle, an der wir unsere Kleidung geschützt ablegen konnten, um dann ins Wasser zu gehen. Eine blieb am Strand, wir anderen stürzten uns voller Hingabe und Freude in die Fluten.

Es war einfach herrlich, wir schwammen hinaus zu den ersten Wellenkämmen und verloren ein wenig das Gefühl für Zeit und Raum.

Es war fantastisch, der Mond über uns, die Wellen, das Gefühl grenzenloser Freiheit und der Zauber dieses einzigartigen Abenteuers erfüllte. Doch irgendwann wurde uns kalt – es war ja auch bereits Ende November. Wir einigten uns darauf, zurückzuschwimmen und versuchten zusammen zu bleiben.

Eine blieb zurück, ihr versagten die Kräfte und der Mut. Anja war schon bald vorne, Susanne, die am Ufer geblieben war, leuchtete uns bereits mit ihrem Handy, so dass wir in der Dunkelheit das Ufer sehen konnte. Ein Segen, damit wurde sie zum kleinen menschlichen Leuchtturm. Ich kämpfte mit Petra, die nicht mehr konnte und deren Todesangst und Verzweiflung in den klammen Fingern zu spüren war, die ich fest hielt, während ich wieder und wieder versuchte, sie in Richtung Strand zu ziehen.

Ich bereute, dass wir so weit hinaus geschwommen waren, die ablandige Strömung zog uns beim reingehen so schön heraus – jetzt wurde sie zur Falle.

Petra konnte nicht mehr. Über 15 Minuten schwamm ich mit aller Kraft zum Ufer und zog sie hinter mir her. Ein stetes Motivieren begleitete mein Ziehen. Zwischendrin fühlte ich den Grund unter den Füßen und versuchte in den rollenden Steinen einen Halt zu finden. Mir taten die Füße weh, denn ich verletzte mich, als ich Petra in Richtung Strand ziehen wollte. Ein unglaubliches Erlebnis – welches ich nie vergessen werde. Und dann schwand auch mein Mut. Und rief dann selber um Hilfe. Anja hörte mich und kam – im Dunklen zu mir und übernahm Petra, so dass ich die letzten Meter bis zum Ufer alleine schwimmen konnte. Ich atmete auf und wickelte mich in mein Handtuch. Kurz danach kamen Anja und Petra. Alle waren wir zusammen. Was für ein Abenteuer. Wir lachten und wir umarmten uns.

Lange saßen wir in dieser Nacht zusammen am Tisch. Das Band unseres Zusammenhaltes und des gemeinsamen Abenteuers spürend, genossen wir diese Stunden. Die Gespräche versiegten nicht, denn wir waren stolz, glücklich und erfüllt. 

Neben diesem einzigartigen Abenteuer einte uns die Nahbarkeit, der Zusammenhalt, eine faszinierende Verlässlichkeit.

Würdest Du mich heute fragen, ob ich das wieder machen würde, so würde ich mit „Ja“! antworten. Getreu dem Motto „No risk, no fun“.