Anderen zu helfen, klingt tugendhaft und macht glücklich.
Läuft es aus dem Ruder, sprechen wir schnell vom Helfersyndrom.
Als ursprüngliche Pflegefachkraft habe ich mich bereits in meinen frühen 20 er Jahren mit diesem – in der Branche – weit verbreitetem Helfersyndrom beschäftigt und mich selber den Ursachen und Folgen gestellt.
Dazu gibt es deshalb auch ein Buch von mir.
Ein ähnliches Phänomen wie das Helfersyndrom findet sich m.E. auch in der Gruppe der Trainer & Coaches, die anderen auch helfen…wollen.
„Hast Du ein Problem, mach einen Beruf draus“ sagte bereits Bernd Isert, zumindest wird ihm dieses Zitat nachgesagt.
Die Grenze von einer stimmigen Coach-/Trainerpersönlichkeit zu einer, die mit einem Helfersyndrom durchtränkt ist, scheint m.E. nach fließend zu sein. Denn die Begabung ist zugleich eine Quelle für ein mögliches „Zuviel“.
Stete Reflexion und Schattenarbeit gehört m.E. nach unbedingt zu einem professionellem Verhalten als Trainer oder Coach.
Ursachen & Folgen dieses sogenannten Trainer- oder Coachhelfersyndroms sind u.a.:
Geringes Selbstwertgefühl und eine ungewöhnliche intensive Sehnsucht nach Anerkennung. Menschen mit einem geringem Selbstwertgefühl könnten versuchen, ihre eigene Wertschätzung durch die Anerkennung durch die Hilfe für andere zu erhöhen. Das Helfen wird somit zur Möglichkeit, sich selbst als wertvoll und wichtig zu empfinden.
Eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt: Das Helfen wird zu Flucht, um die eigene Hilflosigkeit und / oder Probleme nicht wahrnehmen zu müssen. Man konzentriert sich lieber auf die Bedürfnisse der „Kunden“ und hilft hier gerne.
Eine Angst vor Zurückweisung steht im Raum und wird durch das Helfen kompensiert. Hier zählt dann die Zustimmung und Anerkennung der anderen, um eine soziale Bestätigung zu erhalten und gebraucht zu werden.
Ein starkes Kontrollbedürfnis kann dazu führen, das Wohlbefinden der anderen Menschen zu beeinflussen. Ein Coach- oder Trainerhelfersyndrom kann dann dazu führen, über das <helfen wollen, Einfluss und Kontrolle über andere zu bekommen.
Ungeheilte Kindheitserfahrungen und andere Lebensereignisse sind oft eine Quelle für das Trainer- und Coachhelfersyndrom. Es wird dann versucht, besonders viel Liebe zu bekommen. Gleichwohl ist es dann auch einfacher, anderen bei der Bewältigung ihrer Krisen zu helfen, als die eigenen Baustellen anzuschauen.
Empathie & Mitgefühl: Viele Trainer & Coaches sind von Natur aus mit sehr viel Empathie und Mitgefühl ausgestattet, dies ist eine besondere Quelle für das „helfen wollen“ und kann auch ein Zuviel werden. Für die Kunden aber auch für die eigene Balance
In einer Zeit, wo Trainer / Coaches & Co immer wieder wertvolle Beiträge auf den sozialen Medien teilen um ihre Expertise zu zeigen, kann auch die als zu viel helfen wollen bewertet werden. Auch hier ist m.E. nach Selbstreflexion erforderlich, um ein stimmiges Maß zu finden.
Was auf der einen Seite als Kompetenz gilt, kann schnell zum Fallstrick der eigenen Entwicklung werden.
Was also tun?
Schattenarbeit, Reflexion durch versierte Experten.
Ich selber reflektiere bewusst nach und vor Kundenkontakten, was daran wohl mein eigenes Anliegen ist, so dass ich meine Themen bei mir lassen kann.
Auch dies ist ein wesentlicher Aspekt in meiner zertifizierten Trainerausbildung.