Alles auf den Tisch – sonst kommen wir der Wahrheit nicht nahe.
Die Sache mit der Wahrheit scheint nicht ganz einfach zu sein – denn was genau ist die ultimative Wahrheit?
Wahrheit könnte sein, wenn eine Aussage mit Fakten zu belegen ist oder sie mit anderen Aussagen in einem kohäranten Zusammenhang steht.
Im Konstruktivismus sagt man, dass Wahrheit durch individuelle oder gesellschaftliche Konstruktionen entsteht. Die Wahrheit ist das Ergebnis von sozialen, kulturellen oder individuellen Übereinkünften.
Die Wahrheitsfindung beginnt für mich auch im Kleinen, nicht nur im Großen.
Sehr schnell werden im öffentlichen Kontext Wahrheiten kommuniziert, die teils sogar durch mediale Ausschnitte unterstrichen und belegt werden.
Was aber bedeutet das für den Kontext Bildung, denn Bildung schafft auch Haltung, neue Perspektiven und Einsichten und kann damit die Basis für neues Verhalten sein.
Bildungsprodukte können den Geist der Menschen „erhellen“.
Doch oft sprechen Menschen nur mit den denjenigen, die von vornhinein mit ihnen übereinstimmen. Oft geht die Suche nach dem Verständnis für Andersdenkende schnell verloren oder hat gleich den Garaus gemacht.
Dabei ist es nicht „gemein“ die Wahrheit zu sagen. Wir sind es nur nicht gewohnt, etwas anderes zu hören, als das, was wir hören wollen.
Halten wir alles für falsch, was nicht unseren Gedanken und Bewertungen entspricht?
Schnell werden Meinungen, die nicht auf Anhieb mit unseren übereinstimmen, als „anstößig“ oder „beleidigend“ erlebt oder bezeichnet. Diese und andere Worte dienen oft als Bestätigung für ein deutliches „Richtig“ oder „Falsch“.
Um den Kurs in unserer Gesellschaft – auch der im Kleinen sowie der im Großen – zu ändern um dem Wokismus den Wind aus den Segeln zu nehmen und zu einer Erhellung und zu einer Horizonterweiterung der eigenen Kenntnis über Ereignisse beizutragen, gehören die Tatsachen, Informationen, Gedanken und Ansichten auf den Tisch. Auf den Tisch der Menschen, die da zusammen kommen.
Bildungs- und natürlich auch Führungsverantwortliche bekommen hier m.E. einen besonderen Stellenwert, denn sie können zum einen ihre Stimme erheben und zum anderen dafür sorgen, dass Meinungsbildung Zeit und Raum bekommt.
Wann heben wir die Stimme und wann schweigen wir lieber?
Der eigene Horizont wächst durch die Impulse, die Block und Perspektive intern – erweitern.
Dazu gehören auch die Impulse und Gedanken anderer.
Wenn wir – z.B. als Bildungsverantwortliche still sind, weil uns die Worte fehlen oder sie nicht aussprechen mögen, weil wir Repressalien befürchten, leben wir m.E. in Zeiten, die gefährlich sind.
Wenn Bewertungen und Urteile – auch öffentlich – zu schnell ausgesprochen werden, verlieren reflektierende oder hinterfragende Gedanken möglicherweise ihren Wert.
Verantwortliche sollten die eigene Stimme erheben, wohlüberlegt, nicht wertend und weise, um der Wahrheit zu helfen, auf den Tisch zu kommen.
„Alte Wahrheiten sind und klingen nicht originell, doch es sind und bleiben Wahrheiten, und das ist die Hauptsache.“ Erich Kästner
Alles auf den Tisch!
P.S. Für dieses Foto habe ich einen ganz besonderen Tisch gewählt – er steht auf Oahu, Hawai auf der Westseite – dort war ich 1992 einen Monat mit Rad und Zelt und dem Vater meiner Tochter, danach ging es dann weiter nach Neuseeland. Vermeintlich ungesehen schrieb ich hier mein Reisetagebuch.