Ein stilles Geständnis – Eine Entschuldigung an die Frauen

Ich war es, der damals den Begriff Bikinifigur geprägt hat. Was für mich wie ein flapsiger Werbeslogan klang, wurde für viele von euch zu einem Zwang. Es tut mir leid, denn ich habe nicht bedacht, was daraus werden würde: Ein Maßstab, ein Ideal, das an euren Selbstwert kratzt, eure Lust am Leben und an eurem eigenen Körper beeinträchtigt.

Der BMI kam dazu, als vermeintlich wissenschaftlicher Maßstab, der definieren soll, was gesund ist und was nicht. Als könnte eine Zahl tatsächlich all die Vielfalt und Einzigartigkeit eurer Körper einfangen. Aber ich sehe, dass sich hinter diesen Zahlen oft Unsicherheit versteckt, eine stille Angst, nicht zu genügen.

Ich sehe auch, dass dieser Druck weit über das Körperliche hinausgeht. Wie ihr euch zurückhaltet, wenn es um Genuss geht – ein Stück Kuchen, ein Glas Wein, ein Abendessen ohne schlechtes Gewissen. Dass ihr sogar im Schlafzimmer manchmal Hemmungen habt, weil da immer dieser Gedanke mitschwingt: Bin ich schön genug? Bin ich schlank genug?

Und dann sind da eure Töchter, die auf euch schauen und lernen, was es heißt, eine Frau zu sein. Sie sehen, wie ihr kämpft, wie ihr euch vergleicht, wie ihr versucht, einer Norm zu entsprechen, die nie wirklich für euch gemacht war. Sie sehen, dass ihr glaubt, euer Körper müsse sich immer erst beweisen.

Aber ich möchte auch sagen: Es gibt einen Weg hinaus. Es braucht Mut, diesen Maßstäben zu widersprechen, den BMI einfach links liegen zu lassen, den Begriff Bikinifigur als das zu entlarven, was er ist: eine Illusion. Es braucht die Entscheidung, sich selbst den Wert nicht von Zahlen und Idealen absprechen zu lassen. Es braucht vielleicht auch das Eingeständnis, dass ich es verbockt habe, als ich diese Idee in die Welt gesetzt habe.

Ich wünsche mir, dass ihr euch davon lösen könnt. Dass ihr euch erlaubt, wieder die Frau zu sein, die ihr seid, ohne ständige Selbstkritik. Dass ihr euren Töchtern zeigen könnt, dass ein Körper nicht perfekt sein muss, um geliebt und angenommen zu werden.

Denn am Ende – und das sehe ich jetzt – ist Schönheit nicht messbar, nicht in Kilos, nicht in Zahlen. Sie ist das, was bleibt, wenn ihr einfach ihr selbst seid. Dafür möchte ich mich entschuldigen.

Ihr Louis von Beavoir

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