„Wie hast Du das gemacht, liebe Barbara?“
Ein Kurz Flug durch die letzten Monate.
Josef starb nach 8 Monaten unglaublicher Liebe am Dienstag, den 28. November und beendete damit den Traum einer gemeinsamen Zukunft. Punkt. Keine Chance zum Diskutieren. Akzeptieren. Annehmen. Die neue Wohnung voller abgerissener Tapete, ungelegtem Fußboden und Renovierungsdingen, die auf ihren Einsatz warteten. Schnee, mein Bett im Wohnmobil. Schock. In der ersten Nacht fahre ich noch zu einer Freundin nach Hannover, um geborgen auf ihrem Sofa zu schlafen und mit ihr zu reden um diesem Ereignis einen ersten Rahmen zu geben. Mittwoch die ersten Telefonate. Am Nachmittag die Anreise zum Kunden in Thüringen. Schnee. Ein Stromkabel an der Garage. Wärme im Wohnmobil und ein verbindendes Gespräch mit der Kundin. Ein fantastischer Führungskräfteworkshop, denn mein hormonelles System war mehr als auf Betriebstemperatur. Es ging weiter. Familie treffen. Freunde treffen. Halt finden im Trauern. Zeit für mich und den Schmerz. Die kommenden Trainings organisieren, durchführen. Die Renovierung klären und organisieren. Unseren Umzug bewältigen. Die Beisetzung gestalten, Vereinbarkeiten finden.
Trauern. Trauern. Trauern
Arbeiten auf allen möglichen Ebenen.
Weihnachten mit meiner Familie. Und auch in dieser Zeit stirbt meine so unendlich geschätzte Stiefmutter, die mir in sehr vielem ein großes Vorbild war.
Der Gedichtband der Liebesbotschaften war ein weiterer Meilenstein, wie auch meine Fahrt nach Skagen, um dort heilsame Rituale der Ablösung zu machen und zu schreiben. Denn das nächste Werk sind nun die Trauerbotschaften.
Viele Menschen haben mich gefragt, wie ich das gemacht habe. Und es war auch mehr, als ich mir jemals vorgestellt habe, zu bewältigen. Aber es war und ist möglich.
Hier ist ein erster Extrakt:
Keine Angst vor der Trauer und dem Schmerz zu haben. Dafür räumte ich mir unweigerlich Zeit ein, was gar nicht anders ging. Ich resümierte „alle“ unsere Momente und spürte nach, reflektierte und dankte.
Der Schock über das Ereignis war so groß, dass ich mich immer wieder daran erinnern musste und diese Erinnerung immer wieder betrachtete. Mit meinen Tränen wusch ich sie rein, klärte sie – schaffte Klarheit.
Josef ist friedlich gegangen. Die Auswahl der Kleider für die Einäscherung, der letzte Kuss auf seine Stirn, bevor er in dem dunklen Auto verschwand. Zeit mit ihm, Fahrten zu „unseren“ Orten, um dem Abschied und dem Erlebten Würde zu geben.
Ich habe unglaubliche viele Stunden und Nächte geweint, ich habe mit ihm gesprochen, ihm und mir verziehen, wo wir nicht besser konnten. Feuer gemacht. Gedankt und gebetet.
Ich war mutig genug, der eigenen Enttäuschung Raum zu geben und immer weiter zu klären.
Über die Bewältigung der Trauer mit allen Ritualen, Zeremonien & Co schreibe ich an einem Buch. Denn ich habe erlebt, dass viele Menschen hier dankbar für Hilfe sind. So wie ich es war und bin.
Meine wundervolle Tochter und meine Familie. Sie sind und waren ein großer Segen.
Freunde waren unglaublich wichtig.
Die steten Nachrichten und täglichen Telefonate. Das herrliche Coaching, die guten Ratschläge und Gespräche, wie ich diese Liebe verarbeiten kann und darf.
Die gemeinsame Pizza nach der Beisetzung. Die besondere Umarmung am Baum, wo die Urne ist, als ich kaum noch stehen konnte und mein Gesicht tränennass zum Himmel schaute. Die Lieder und Gebete.
Die Briefe, die Ermunterungen, die gemeinsamen Mahlzeiten, die bereitgehaltenen Betten und steten Zeiten für Gespräche.
Es gibt auch Kunden, die zu Freunden oder vertrauten Weggefährten geworden sind.
„Schreib weiter!“ sagen sie.
Beileidsbekundungen und Mitgefühl.
Beides hat mir sehr geholfen. Aus ganz vielen Richtungen kamen diese. Manch eine ist noch gar nicht beantwortet, weil es so viele waren. Lass Dir gesagt sein: Sie tun gut. Immer.
Ganz besonders tröstlich waren Aussagen wie: „Du wirst hier gebraucht, liebe Barbara“
Um Hilfe bitten:
- Sommerreifen im Winter. Kaputte Glühbirnen.
- Umzug.
- Arzttermine.
- Die Möbel abholen, die Josef haben wollte.
- Umzugshilfe.
- Kollegenhilfe.
- Übernachtungen.
- Suppen.
- Zeit.
- Und vieles mehr.
Und genauso wie ich um Hilfe bat, half ich anderen Menschen. Denn es gibt viele Menschen die – manchmal sogar nur ganz leise – Hilferufe in diese Welt senden. Diese konnte ich noch besser hören, als vor dem 28. November.
Dadurch habe ich neue Freundschaften gefunden, die weit über das übliche an Begegnungsqualität hinaus gehen.
Die Natur: Viele Stunden bin ich in der Natur und gehe dort meinen Gedanken nach. Auf diesem Foto sind die Kraniche, die hier oben meine Nachbarn sind.
„Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“, diesen Satz von Khalil Gibran trage ich seit Jahren durch den Tag und bekam nun noch einmal mehr Kraft.
Denn auch meine Arbeit gibt mir Kraft, so wie ich mit meiner Arbeit Kraft & Klarheit gebe.
Intuition.
Meine Intuition führt mich mehr denn je. So folge ich ihr und erlebe, dass sie mich immer besser führt. Daraus entsteht sehr viel Kraft, Schutz, großartige Ideen und Co-Creation.
Ein erstes öffentliches Debut nach diesen Wochen war für mich der Neujahrsempfang des BVMID in München. Neben anderen Kollegen wurde ich dort als Expertin ausgezeichnet. Auch diese Ehre war ein großes Geschenk für mich.
Die Begegnung mit Kollegen und Freunden war auch hier ein großer Genuss.
Menschen zählen! Echte Begegnung. Kontakt. Vertrauen.