Convenience.

Ein Begriff, der längst über die Supermärkte hinausgewachsen ist. Wir kennen das Convenience-Essen – vorgekocht, vorgeschnitten, vakuumverpackt. Es ist praktisch, zeitsparend und bequem. Wer hat schon die Zeit, frisches Gemüse zu schnippeln oder eine Brühe von Grund auf selbst zu kochen? Convenience spart uns Mühe – oder?

Doch was passiert mit uns, wenn das Convenience-Prinzip auf andere Lebensbereiche überspringt? Wenn es nicht nur um Fertiggerichte, sondern um einen Convenience-Alltag geht?

Convenience im Alltag – Wenn das Leben vorgefertigt ist

Wir leben in einer Welt, die darauf ausgerichtet ist, uns das Leben einfacher zu machen. Digitale Tools erledigen unsere Planungen, Apps erinnern uns an alles, vom Trinken bis zum Geburtstag eines entfernten Bekannten. Kisten mit vorbereiteten Zutaten kommen bis vor die Haustür, damit wir nicht mehr überlegen müssen, was wir kochen.

Aber während wir uns Zeit sparen, um uns mit dem vermeintlich Wichtigen zu beschäftigen, stellt sich eine entscheidende Frage: Was machen wir mit der Zeit, die wir gewinnen?

Nutzen wir sie wirklich sinnvoll? Oder stopfen wir die gewonnenen Minuten und Stunden mit neuen Formen von „Convenience“, die uns passiv halten – Serienmarathons, endloses Scrollen, digitales Multitasking? Füllt dieses vorgefertigte Leben vielleicht nur die Leere in uns, ohne uns wirklich zu erfüllen?

Die Sehnsucht nach dem Haptischen – Warum selber machen so wichtig ist

Es gibt eine tiefere Wahrheit in der Tatsache, dass der Mensch Dinge selbst in die Hand nehmen möchte. Wer jemals frisches Brot gebacken hat, spürt die Freude, wenn der Teig unter den Händen entsteht. Wer sein Essen selbst kocht, weiß, dass die Kombination von Zutaten ein kreativer Akt ist, der weit über die Nahrungsaufnahme hinausgeht.

Das Selbermachen – ob es das Schneiden von Gemüse, das Schreiben eines Briefes oder das Reparieren eines alten Stuhls ist – hat eine Intensität, die uns tiefer mit dem Leben verbindet. Es ist kein Zufall, dass Menschen, die sich bewusst für Handwerk oder Kochen entscheiden, oft von einer Form der Erdung sprechen.

Es geht nicht darum, alles selbst zu machen. Aber die Überflutung mit Convenience hat dazu geführt, dass wir das Gefühl für den Wert unserer eigenen Hände verlieren. Was passiert, wenn wir uns vollständig in vorgefertigte Strukturen legen? Wo bleibt der Bezug zur Materie, zur Schöpfung, zum kreativen Prozess?

Convenience ist nicht immer ein Gewinn

Die Zeit, die wir durch Convenience gewinnen, scheint oft ein Trugschluss zu sein. Denn wenn wir uns komplett auf die Einfachheit verlassen, verlieren wir etwas Essenzielles: die Verbindung zur Tiefe unseres Lebens.

  • Selber tun hat Wert: Es gibt eine Zufriedenheit darin, etwas selbst zu schaffen, die kein Convenience-Produkt ersetzen kann.
  • Intensität statt Passivität: Je mehr wir Dinge selbst gestalten, desto bewusster erleben wir sie.
  • Das eigene Tempo finden: Selber machen zwingt uns, langsamer zu sein – und genau das fehlt uns oft in der hektischen Welt des Convenience-Alltags.

Acht Schritte zu mehr „Händischkeit“ im Leben

  1. Kochen statt bestellen: Nimm dir regelmäßig Zeit, eine Mahlzeit von Grund auf selbst zuzubereiten.
  2. Schreiben statt tippen: Probier aus, wie es sich anfühlt, Gedanken mit Stift und Papier festzuhalten.
  3. Reparieren statt wegwerfen: Gib Dingen, die du liebst, eine zweite Chance, statt sie durch Neues zu ersetzen.
  4. Gärtnern statt kaufen: Selbst eine kleine Pflanze auf der Fensterbank kann dir zeigen, wie erfüllend Wachstum ist.
  5. Zeiten ohne Bildschirm: Setz dich einfach hin, ohne Handy, ohne Tablet. Beobachte, was passiert.
  6. Handwerk ausprobieren: Egal ob Stricken, Schnitzen oder Malen – finde eine Tätigkeit, die deine Hände fordert.
  7. Auf das Tempo achten: Mache Dinge bewusst langsamer.
  8. Genießen statt konsumieren: Sei präsent in dem, was du tust – egal, ob es das Essen ist, das du kochst, oder das Gespräch, das du führst.

Fazit: Weniger Convenience, mehr Leben

Convenience mag uns Zeit schenken, doch es raubt uns etwas anderes: die Tiefe des Erlebens, die Freude am Selbermachen, die Verbindung zu unserer Kreativität und unserem Körper.

Vielleicht ist es Zeit, bewusst ein Stück Convenience zurückzudrehen. Nicht, um uns das Leben schwerer zu machen, sondern um ihm mehr Wert zu geben. Denn die Dinge, die wir selbst schaffen, sind oft die, die uns am meisten erfüllen – und das Leben intensiver machen.

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