Viele Menschen

sind damit beschäftigt, es anderen recht zu machen.
Sie wollen gefallen, dazugehören, gemocht werden.
Sie achten darauf, wie sie wirken – ständig, fast wie ein innerer Reflex.

Und auf den ersten Blick wirkt das sympathisch:
Rücksichtnahme. Einfühlungsvermögen. Soziale Intelligenz.

Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich:
Das Gefallenwollen ist eine verdeckte Form der Selbstverkleinerung.
Denn wer immer gefallen will, kann nicht gleichzeitig klar stehen.
Wer sich ständig auf die Außenwirkung konzentriert, verliert irgendwann die Ausrichtung nach innen.

Gefallenwollen als Wirksamkeitsblockade

Wenn ich wirken will – wirklich, klar, tief –
dann muss ich wissen, wofür ich wirke.
Nicht für Applaus. Nicht für Zustimmung.
Sondern für etwas Größeres. Etwas, das über mich hinausweist.

In meiner Arbeit sehe ich das immer wieder – besonders bei Führungskräften, die eigentlich viel zu geben haben, aber ihre Kraft verlieren in einem Netz aus Anpassung, Vorsicht, Erwartungserfüllung.

Sie sind innerlich nicht mehr auf Wirkung ausgerichtet –
sondern auf Sicherheit.

Und das blockiert.

Der innere Kompass: Dienen statt gefallen

Hermann Hesse schreibt in Narziss und Goldmund:
„Das Ziel ist dies: mich immer wieder dahinzustellen, wo ich am besten dienen kann,
wo meine Art, meine Eigenschaften und Gaben den besten Boden, das größte Wirkungsfeld finden.
Es gibt kein anderes Ziel.“

Dienen. Nicht im Sinne von unterwerfen.
Sondern im Sinne von: zur Verfügung stehen – für etwas, das Sinn ergibt, das trägt, das über das eigene Ego hinausgeht.

Wenn ich mich frage:
„Wem oder was will ich wirklich dienen?“
dann verändert sich meine Haltung.

Dann spielt es keine so große Rolle mehr, ob ich jedem gefalle.
Denn dann weiß ich, warum ich handle – und wofür.
Dann wird Wirkung nicht mehr am Beifall gemessen,
sondern an der Stimmigkeit meiner Ausrichtung.

Was es dafür braucht: Selbsterkenntnis und Haltung

Um so wirken zu können, braucht es zwei Dinge:

  1. Klarheit über das eigene Potenzial.
    – Was sind meine Gaben, meine besonderen Fähigkeiten, meine Art zu denken, zu kommunizieren, zu führen?
    – Wo bin ich stark? Wo wirke ich, ohne mich zu verstellen?
  2. Eine Ausrichtung auf etwas Höheres.
    – Eine Vision. Ein innerer Auftrag. Ein Feld, das größer ist als das eigene Wohlgefühl.
    – Eine Haltung, die fragt: Was soll durch mich in die Welt kommen? – und nicht: Was gefällt den anderen an mir?

Wer sich hier ehrlich reflektiert, kommt in eine andere Präsenz.
In eine andere Kraft.
In eine andere Wirksamkeit.

Die Spirale des Gefallenwollens – und wie man aussteigt

Wenn wir gefallen wollen, fragen wir uns ständig:
– Wem muss ich jetzt entsprechen?
– Welche Werte gelten hier?
– Was ist opportun?
– Was darf ich nicht sagen?

Diese Fragen sind verständlich – aber sie führen in einen Kreislauf der Selbstverformung.
Denn sobald wir beginnen, uns an einem fremden Raster auszurichten,
verlieren wir unsere innere Achse.

Und was dann entsteht, ist keine Wirkung –
sondern Anpassung.

Manchmal hochprofessionell.
Aber selten berührend.
Selten wirklich bewegend.
Und nie ganz echt.

Fazit: Wirkung entsteht, wenn ich mich in den Dienst stelle – nicht wenn ich angepasst funktioniere

Gefallenwollen ist menschlich.
Aber Wirkung entsteht woanders.

Sie entsteht dort, wo Menschen aufhören, sich zu erklären.
Wo sie aufhören, sich abzusichern.
Wo sie bereit sind, sich ganz in den Dienst ihrer Aufgabe, ihres Wesens, ihrer inneren Wahrheit zu stellen.

Dort beginnt Präsenz.
Dort beginnt Kraft.
Dort beginnt Führung, die verbindet – nicht weil sie gefallen will,
sondern, weil sie klar ist.

Die zentrale Frage lautet also nicht:
„Wie wirke ich auf andere?“
Sondern:
„Was will durch mich wirken – und wo kann ich damit am besten dienen?“

Share This