Es gibt sie, diese verdammt schweren Tage.

Die, an denen sich das Leben schwer anfühlt. An denen die Zuversicht wie ein weiter Horizont wirkt, den man einfach nicht erreicht. Die Tage, an denen das innere Wetter grau ist – egal, wie hell die Sonne draußen scheint.

Das sind die Tage, an denen wir die Asche der Begeisterung ausklopfen müssen. Wo das Feuer, das uns sonst wärmt und trägt, nur noch schwelt. Wo wir durchatmen müssen, aushusten, verarbeiten, was war. Weil es eben nicht oberflächlich war. Weil es tief ging. Weil es uns bewegt hat, innerlich verschoben.

Und genau dann regnet es. Manchmal nur leise. Manchmal in Strömen. Außen – und innen.

Diese Regentage sind nicht die feinen, polierten Sonntage. Sie sind nicht für die Bühne gemacht. Sie sind die stillen, ungemütlichen Tage des Lebens. Die, an denen wir schlechte Laune haben, ohne zu wissen, wohin damit. Die, an denen wir früh wach werden und niemandem die Schuld geben können für unser inneres Grollen – weder dem Nachbarn noch der Welt. Es ist das eigene Innere, das sich meldet. Die eigenen Glocken, die läuten.

Und doch sind genau diese Tage notwendig.

Denn Regen ist nicht nur Nässe. Regen ist Nahrung. Regen bringt Klarheit. In jedem Tropfen steckt Leben. In jedem Tropfen liegt ein kleiner Regenbogen, auch wenn wir ihn nicht immer gleich sehen. Wasser fließt. Wasser klärt. Wasser durchdringt. Es nimmt mit, was wir nicht mehr tragen wollen. Es bringt in Bewegung, was stagniert.

Wir brauchen diese Regentage, weil sie uns mit uns selbst konfrontieren. Weil sie unsere Konzepte erschüttern, unsere Pläne durcheinanderbringen, unsere Überzeugungen hinterfragen. Und genau dort beginnt das Wesentliche. In der Irritation. In der Reibung. In der Frage: Was, wenn es nicht mehr so stimmt, wie ich dachte?

Ich habe gelernt, in solchen Momenten nicht zu fliehen. Sondern zu bleiben. Ich ziehe mich zurück, setze mich in die Weinberge, schreibe Tagebuch, spreche mit meinem besten Freund. Ich vermisse meine Katze, trinke Tee, schaue in den Himmel – und warte. Nicht auf bessere Zeiten, sondern auf das, was sich zeigen will.

Denn diese Tage sind keine Irrtümer. Sie sind Lektionen. Manchmal Demut-Schulungen, manchmal Weisheits-Kuren. Und manchmal schlicht das Leben, das uns sagt: Schau hin. Hör zu. Fühl nach. Und dann – geh weiter. Vielleicht nur einen Zentimeter. Aber dieser Zentimeter macht einen Unterschied.

Gerade in einer Welt, in der alles schneller, lauter, optimierter sein soll, brauchen wir die Regentage mehr denn je. Sie sind notwendig, um zu erkennen, was uns wirklich nährt. Was uns wirklich wichtig ist. Und was wir loslassen dürfen.

Am Ende sind es oft diese Tage, die uns zurück zu uns selbst bringen. Die stillen, nassen, ungemütlichen Stunden, in denen wir wachsen, ohne dass es jemand sieht.
Regen fällt leise. Und trotzdem verändert er alles.

 

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