Liebe Schülerinnen und liebe Schüler,

ich bin es, eure Bildungsministerin Frau Bulimia Fleißig, und ja, ich spreche auch Sie an, liebe Elternschaft. Setzen Sie sich hin, lehnen Sie sich zurück. Ich bin verantwortlich. Ich bin seit Jahren verantwortlich für den ganzen Sektor Bildung in diesem Land, unserem hochgelobten Bulimistan.

Es tut mir leid, dass ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, in einem System feststeckt, das euch zwingt, Wissen so schnell reinzupauken, wie ihr es danach wieder vergessen sollt – schneller als ihr „Was soll das?“ sagen könnt ein System, in dem die Prüfungen mehr zählen als das, was am Ende wirklich in eurem Kopf bleibt. Es tut mir leid, dass ihr in abgegriffenen, uralten Büchern blättern müsst, deren Seiten vor Jahren einmal weiß waren, und dass ihr euch durch Klassenzimmer quälen müsst, in denen die Heizung immer dann ausfällt, wenn der Winter richtig zuschlägt. Und ja, ich weiß auch, dass die Toiletten mehr wie chemische Experimente riechen als nach einem Ort, an dem man sich wohlfühlen könnte.

Liebe Eltern, auch an Sie habe ich gedacht, wenn Sie auf den stinklangweiligen Elternabenden die immer gleichen Diskussionen über Klassengrößen und Lehrermangel führen und sich fragen, ob sich überhaupt jemals etwas ändern wird. Ich weiß, dass Sie sich wünschen, dass Ihre Kinder eine bessere Schule erleben, eine, in der nicht nur Prüfungsangst und Notendruck den Alltag bestimmen.

Ich verstehe, dass viele von euch Schülerinnen und Schüler sich nach mehr sehnen – nach Unterricht, der nicht so trocken ist wie der Sand in der Sahara, nach Projekten, die auch mal Spaß machen und etwas mit dem echten Leben zu tun haben. Ihr möchtet wissen, wofür das ganze Pauken eigentlich gut sein soll. Stattdessen lernt ihr Formeln und Jahreszahlen, die euch im Alltag nicht einmal helfen würden, einen Busfahrplan zu lesen oder ein Bankkonto zu eröffnen.

Ja, ich habe es verbockt. Ich habe es versäumt, unser System endlich grundlegend zu verändern. Stattdessen habe ich euch durch unzählige Tests gejagt und darauf vertraut, dass der „bulimische Lernansatz“ – rein, raus, vergessen – schon irgendwie funktionieren würde. Und das tut mir leid. Es tut mir leid, dass ihr nicht mehr Zeit hattet, einfach mal das Leben draußen zu genießen, weil ich dachte, dass die Prüfungen schon wichtiger wären.

Aber jetzt höre ich eure Stimmen – die lautstarke Unzufriedenheit, das kollektive Augenrollen. Ich verspreche, ich werde es besser machen. Ich will, dass Schule nicht nur der Ort ist, an dem ihr Wissen in euch reinstopft, sondern wo ihr auch mal träumen dürft, Fragen stellen könnt und ein bisschen Raum für echte Neugier habt. Wo ihr nicht nur lernt, wie man sich durch den Prüfungsstoff kämpft, sondern wie man mit echten Problemen klarkommt, die da draußen auf euch warten.

Ich weiß, dass Worte oft nicht ausreichen – gerade von mir, ich weiß. Aber trotzdem möchte ich, dass ihr wisst: Ich habe die Wünsche, die Sehnsüchte, und ja, auch den Frust in euren Gesichtern gesehen. Und ich hoffe, dass wir gemeinsam einen Weg finden, aus diesem ewigen Kreislauf auszubrechen und Bulimistan zu einem Land zu machen, in dem Lernen nicht nur für die nächste Prüfung wichtig ist, sondern für das echte Leben.

Mit einem tiefen Seufzer und dem ehrlichen Wunsch, dass es besser wird,

Frau Bulimia Fleißig, eure und Ihre Bildungsministerin von Bulimistan

– Bulimistan ist das Land, in dem das Bildungssystem wie eine Endlosschleife funktioniert: Schülerinnen und Schüler stopfen Wissen kurzfristig in sich hinein, um es für Prüfungen auszuspucken und es danach sofort zu vergessen – ein Ort, wo das Lernen auf Notendruck basiert und echte Bildung oft auf der Strecke bleibt.-

Share This