Ich schlenderte den ganzen Tag
durch die Buchhandlung unserer Stadt. Überall liegt dieses Buch. Mein Buch.
Ich frage mich, ob es Sinn gemacht hat. Ob es klug war, so zu tun, als hätte ich die Richtung vorgegeben, als hätte ich das Fundament gelegt. Rückblickend sehe ich nun die Risse, die ich nicht wahrhaben wollte, die ich überstrichen habe.
Es ist merkwürdig: Jetzt, wo ich nicht mehr in der Regierung bin, steigen die Probleme wie ungeladene Gäste auf. Sie waren immer da, nur gut kaschiert. Und die politische Situation in Deutschland? Die wird immer schwieriger. Vielleicht wäre es meine Pflicht, mein Wissen oder meine diplomatischen Verbindungen zu nutzen, um zu helfen. Stattdessen schreibe ich Bücher und halte Lesungen, um mein Bild in den Köpfen zu polieren.
Auch könnte ich auf mein Salär verzichten. Es würde die Staatskasse entlasten, vielleicht sogar dem ein oder anderen Rentner helfen. Doch solche Gedanken verdränge ich, während ich versuche, meine Fehler in Worte zu kleiden, die weniger schmerzen.
Das Volk… es trägt die Last, die ich hinterlassen habe. Und doch stehe ich da, halte Lesungen, werbe für mein Werk. Der Geschmack, den das hinterlässt, ist bitter. Aber einstampfen? Das geht nicht mehr. Ich muss mit diesem Buch leben, so wie das Land mit meinen Entscheidungen leben muss.
Vielleicht finden einige Gefallen daran, die mich damals unterstützt haben. Die anderen werden mich ohnehin kritisieren – und sie haben recht. Ich weiß jetzt: Ich werde nicht mehr regieren. Ich werde nicht mehr schreiben. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um nicht noch mehr Schaden anzurichten.
Ihre ehemalige Kanzlerin aus Fassadien.