Traurigkeit wird Dich nicht umbringen.
Gegen sie anzukämpfen hingegen nimmt Kraft.
Unterdrückte und weggeschobene Gefühle gären weiter, machen sauer und bitter.
Trauern findet in Schichten statt.
Das Zulassen von unsagbar großem Schmerz ist eine Sache für sich, es braucht Kraft, Mut, Zeit und Raum dafür.
Viele Menschen haben Angst, in die Trauer zu gehen, weil sie nicht wissen, wie groß diese Trauer ist. Oder sie haben Angst, sich in der Trauer zu verlieren – weil sie womöglich unendlich anmuten mag. Doch die Trauer ist wichtig. Sie ist eine wichtige Stütze für Liebe und innere Kraft. Getrost sein. Vertrauen.
Der Tod ist schon lange in meinem Leben. Als ehemalige Altenpflegerin habe ich sehr viele Menschen in den letzten Stunden begleitet und auch den Kontakt mit ihren Angehörigen in diesen Momenten gehalten.
Ich selber habe keine Angst vor der Trauer. Sie gehört dazu.
Zum Leben.
Sie ist der Weg der Transformation. Im Durchschreiten der vielen Schichten der Trauer entwickeln wir uns weiter.
Denn – die Liebe bleibt. Oder – wie ich es erlebe – sie wächst.
Ohne den Schmerz kein Freiwerden, keine Befreiung.
Es gilt auch, den Menschen loszulassen. Die Bilder, die Erinnerungen, die Verflechtungen und Anhaftungen, die Erlebnisse……all das. Im Trauern kommen weitere Erinnerungen. All das will bearbeitet werden.
Aus der Erfahrung der letzten Monate teile ich hier bewusst einige Fragen, die Trauernden helfen, die Trauer zu transformieren. Um in tiefe Dankbarkeit und Liebe zu kommen:
- Wofür bin ich diesem Menschen dankbar? Was hat er mir möglich gemacht?
- Was gibt es noch zu sagen?
- Gibt es noch etwas gut zu machen oder um Verzeihung zu bitten?
- Was genau ist durch den Tod des Menschen möglich geworden?
Ich habe in den letzten Monaten viele Rituale und Zeremonien durchgeführt und werde dazu weiterschreiben.
Gestern Abend am Rhein, da wo Josef und ich so gerne schwimmen waren, habe ich noch einmal ein Feuer gemacht und gedankt. Insbesondere was durch seinen Tod in meinem Leben möglich geworden ist.