„Beginn dein Seminar im Schlafanzug!“

Könnte man meinen, wenn man übliche Aussagen zu Authentizität ernst nimmt.

Doch, halt ganz so möchte ich es nicht verstehen. 

Authentizität wird oft so verstanden, dass „man sich so geben und zeigen kann, wie man ist“. Diese Haltung kann aber auch zum Fettnapf werden, weil sie eine Einladung zur Nachlässigkeit ist. „Ich bin halt so“, heißt es und wird dann – Schwups – den Teilnehmenden zugemutet. 

Bezogen auf Personen bedeutet Authentizität, dass sich authentische Personen nicht verstellen, sondern ihren eigenen Werten und Gedanken treu sind. 

Dies ist gerade für Trainer, Führungskräfte oder andere Menschen, die oft vor anderen stehen und zu ihnen sprechen sehr bedeutungsvoll.

Um diese gelebte Echtheit zu entwickeln, braucht es viele Schritte der eigenen Klarheit und Bewusstwerdung. 

Denn als Teilnehmer nehmen wir viele Signale eines Trainers oder Vortragenden wahr.  Nicht alle sind bewusst, wenn wir diese Echtheit auf die „Probe stellen“.

Gelebte Echtheit muss passen – sage ich deutlich. Unklarheiten in der eigenen Wertigkeit zum Thema des Trainings, zum Kunden oder auch Auftraggeber werden bewusst oder auch unbewusst wahrnehmbar oder sichtbar.

Ein Gegenüber spürt, wenn wir nicht ehrlich sind. Unsere Spiegelnervenzellen versorgen uns zuverlässig mit Informationen über nonverbale Signale und damit auch über die Absichten, Haltungen und Einstellungen von Menschen, die wir 

Was gilt es also zu tun, wenn Trainer authentisch sein wollen – hier eine Auswahl an Aspekten

Klärung der Körpersprache. Welche grundlegende Haltung ist spürbar, wird deutlich, wenn sich jemand „durch den Raum bewegt“? Ist die Person leichtfüßig, trägt sie womöglich schwer auf den Schultern oder ist sie schüchtern und versucht das zu verdecken? Was bleibt im Raum, wenn sie diesen verlassen hat? Diese und andere Fragen sollten sich gestellt werden, um dem wahrhaftigen Ausdruck auf die Spur zu kommen.

Beziehung zu den Menschen, also Teilnehmern: Wird hier auf Augenhöhe agiert oder denkt der Trainer, dass er „besser ist“, mehr weiß, als seine Teilnehmenden? (Meist finden sich hier die ersten Hinweise in der eigenen Vorstellung) Wie geht er mit Nähe und Kontakt um, was zeigt sich, wenn er Schwäche zeigt, z.B. nach einer kritischen Frage oder Anmerkung. Auf welchen Werten besteht diese Beziehung? Wie werden die Gespräche geführt? Wie wird mit Nähe & Distanz umgegangen, auch vor oder nach dem Seminar. Wichtige Fragen, wenn es darum geht einen Raum zu schaffen, in dem die Menschen gerne lernen.

Die Achillesferse.

Mein Clownslehrer Dieter Bartels klärte mich früh über die Bedeutung der Achillesferse auf.  Ein Schauspieler ist dann interessant, wenn er seine Achillesferse (Verletzung, Verwundung….) zeigt. Diese darf aber nicht mehr bluten, sie muss abgeheilt sein…. Und dann darf sie zum Thema des Trainings sichtbar sein. Ohne Leid, eher als Vorbild und Modell. Ein stimmiges Storytelling gibt Möglichkeiten, die eigenen Erfahrungen gut einzubetten.

Beziehung zum Thema:

Hier ist die Frage, warum „das Thema“ bei diesem Trainer ist. Ist er wirklich Experte und Vorbild oder handelt er aus einem eigenen Need, wie die Trainerin, die Resilienztrainings anbietet, zugleich aber selber im Burnout ist. Das Thema hat eine Geschichte. Meist eine ganz persönliche.

Bei mir ist z.B. die, dass ich aufgrund einer privaten häuslichen Situation große Schwierigkeiten in der Schule hatte, die meinen beruflichen Weg beeinflussten. Es gab viele unschöne Situationen,  die m.E. nach vermeidbar gewesen wären. Also setze ich mich jetzt dafür ein, dass Menschen bestmöglich lernen können. Das Thema Bildung verknüpft sich zu einem „alten Schmerz“.

Der blinde Fleck:

Dieser Teil unseres Ichs, den wir selbst nicht wahrnehmen – die Empfänger unserer Botschaften allerdings schon. Hier braucht es m.E. nach sehr viel Klärung und Feedback.

Es gibt viel zu tun, um mit einer stimmigen Authentizität den Raum zu füllen.

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