Wertschätzung,
ein Wort, das in Besprechungen und Gesprächen so oft fällt, leicht über die Lippen geht und doch tief ins Herz trifft. „Das war nicht wertschätzend, sagen viele, ohne wirklich zu hinterfragen, was sie damit meinen. Vor allem in der Zusammenarbeit mit Führungskräften scheint es, als erwarteten wir ständig, dass andere unseren Wert erkennen. Aber was bedeutet es wirklich, den Wert zu schätzen? Und wer trägt dafür die Verantwortung?
Hier liegt die Wertschätzungsfalle. Die Erwartung, dass andere unseren Wert anerkennen, führt zu einer Abhängigkeit – einer unsichtbaren Schnur, die uns an andere bindet. Wir fordern Anerkennung, möchten gesehen und bestätigt werden. Doch diese Forderung schwächt uns. Es ist, als würden wir die Verantwortung für unsere innere Stärke abgeben. Und so saugen wir uns gegenseitig aus, erschöpft von der Erwartung, dass der andere das gibt, was wir uns selbst nicht zugestehen.
Den eigenen Wert erkennen
Wertschätzung beginnt bei uns selbst. Was bedeutet es, den eigenen Wert zu erkennen? Sich selbst als vollkommen zu betrachten – nicht perfekt, nicht immer glänzend, aber ganz. Wenn wir uns in unserer Haut zu Hause fühlen, brauchen wir keine Bestätigung von außen. Fragen wir uns ehrlich: Wie oft erwarten wir von anderen das, was wir uns selbst nicht geben? Führungskräfte, die ihren eigenen Wert erkannt haben, strahlen eine ruhige Kraft aus. Sie brauchen keine ständige Anerkennung, weil sie wissen, dass sie für ihre Haltung selbst verantwortlich sind. Das verändert alles.
Die Lücke der emotionalen Verschmelzung
Leben wir in ständiger Erwartung, dass andere uns wertschätzen, entstehen Lücken – emotionale Verstrickungen. Wir sind nicht mehr frei, sondern gefangen in einem Netz aus Forderungen und Enttäuschungen. Wenn wir die Verantwortung für unser Wohlgefühl abgeben, übertragen wir diese an andere. Was passiert, wenn sie nicht so handeln, wie wir es uns wünschen?
Die Antwort liegt in der Eigenverantwortung. Die bewusste Entscheidung, sich selbst so zu nähren, dass die Forderung an andere aufhört, schafft eine neue Kultur im Miteinander. Wenn wir darauf achten, unsere eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen, entsteht Freiheit.
Von der Forderung zur freien Begegnung
Wertschätzung sollte keine Forderung sein, sondern eine Einladung zur Begegnung. Wer sich selbst genug ist, begegnet anderen, ohne zu zerren oder zu erwarten. So entsteht eine Verbindung auf Augenhöhe, getragen von Respekt und Authentizität. Diese Haltung beginnt in uns selbst – in der Art, wie wir mit uns umgehen, unsere Bedürfnisse wahrnehmen und unsere innere Welt gestalten.
Führungskräfte, die so leben, inspirieren nicht durch das Einfordern von Anerkennung, sondern durch die innere Stärke, die sie ausstrahlen. Sie schaffen Räume, in denen Wertschätzung kein Muss ist, sondern einfach existiert – als Ausdruck gegenseitigen Respekts.
Die Freiheit der Selbstaufstellung
Es ist Zeit, aus der Wertschätzungsfalle auszubrechen. Verantwortung für die eigene innere Stärke zu übernehmen und den gesuchten Wert zuerst in sich selbst zu finden, führt zu echtem Miteinander. Frei von unsichtbaren Schnüren, ohne ständige Suche nach Bestätigung. So begegnen wir uns selbst und anderen wirklich wertschätzend, weil es aus uns selbst kommt.
Die größte Form der Wertschätzung liegt in der Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und dem anderen die Freiheit zu lassen, dasselbe zu tun. Das hebt Zusammenarbeit und Führung auf eine neue Ebene – auf der Wertschätzung nicht eingefordert werden muss, sondern aus echter Begegnung erwächst.