Das Leben ist voller Schichten.
Schichten aus Kleidung, Rollen, Routinen und Normen, die wir wie Mäntel über uns legen. In meiner langjährigen Arbeit in der Altenpflege habe ich diese Schichten in einem besonderen Kontext gesehen: Wenn ich Menschen gewaschen, angekleidet, entkleidet oder in ihren letzten Momenten begleitet habe, war der Körper oft eine Leinwand ihres gelebten Lebens. Jede Falte, jede Narbe, jeder Blick erzählte Geschichten von Verletzlichkeit, Stärke und ungeschminkter Menschlichkeit.
Jetzt, in meiner künstlerischen Arbeit, die ich dieses Jahr neben meiner sonstigen Arbeit aufgreife, richte ich meinen Blick auch auf die Aktfotografie – eine Kunstform, die ich als eine der reinsten Möglichkeiten empfinde, einen Menschen zu sehen und sichtbar zu machen. Es ist eine Kunst des Entblätterns, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.
Wie im Theater, wo wir Masken tragen, um uns selbst oder andere Rollen zu erkunden, ist die Aktfotografie der umgekehrte Prozess: das Ablegen dieser Masken. Was bleibt, ist Authentizität – ein Blick auf das, was uns im Kern ausmacht.
Für mich ist diese Arbeit mehr als Kunst. Sie ist ein Spiegel, der uns lehrt, den Körper und die Seele als Einheit zu begreifen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Akzeptanz und Wahrheit. Das Entblättern, das ich in dieser Kunst erlebe, ist eine Einladung, uns selbst zu begegnen und in radikaler Ehrlichkeit zu sehen.
Diese Reise ist ein weiterer Schritt in meiner Entwicklung als Künstlerin, Pflegende und Persönlichkeit. Sie verbindet alles, was mich ausmacht: den Respekt vor dem Körper, die Suche nach der Essenz und die Freude daran, Menschen in ihrer wahren Schönheit sichtbar zu machen.
Ich liebe diese Arbeit, die ich gemeinsam mit Mario Ecker gestalte und mit Leben fülle.